Martin Treml, Daniel Weidner (Hg.)

Nachleben der Religionen
Kulturwissenschaftliche Untersuchungen zur Dialektik der Säkularisierung

Trajekte-Buchreihe
Wilhelm Fink Verlag, München 2007, 280 Seiten
ISBN 978-3-7705-4369-4

Angesichts der Wiederkehr der Religion in den öffentlichen Diskurs fragt der Band nach der vielfältigen Nachwirkung der Religion in den Diskursen der Moderne und zugleich nach der methodischen Provokation, die Religion für die Kulturwissenschaften heute darstellt. Die letzten Jahrzehnte haben deutlich gemacht, dass Religion ein blinder Fleck des modernen Selbstverständnisses ist. Die allzu eindeutige Gleichsetzung der Moderne mit dem Verschwinden von Religion hat nicht nur verdeckt, dass innerhalb wie außerhalb Europas religiöse Symbole und Praktiken wieder an Relevanz gewinnen. Sie hat auch die Kulturgeschichte einseitig als lineare Entchristianisierung oder Säkularisierung verstanden und damit viele Probleme und Paradoxien aus dem Grenzbereich von Religion, Philosophie und Kultur unsichtbar gemacht, nicht zuletzt die problematische Natur der Kulturwissenschaft selbst, in deren Konstitutionsphase um 1900 die Religion eine zentrale und höchst ambivalente Rolle gespielt hat. Der Band versucht, mit Warburgs Begriff des ›Nachlebens‹ dieser unheimlichen Präsenz des Religiösen auf verschiedenen Feldern nachzugehen und zugleich zu reflektieren, was die Beschäftigung mit religiösen Spuren und Subtexten für die kulturwissenschaftliche Arbeit bedeutet: Für die Kritik der politischen Theologie, für die Genealogie kultureller Praktiken im Spannungsfeld von Athen und Jerusalem, für die Konfrontation des christlichen Europas mit anderen religionskulturellen Entwürfen aus Judentum oder Islam, für eine andere, dialektische Reflexion der ›Säkularisierung‹.

Medienecho

06.08.2008
Vom ewigen Kampf der alten Götter

Rezension von Alexander Schmitz, in: IASLonline vom 6.8.2008