Workshop
21.04.2004 · 15.00 Uhr

Hans Kelsen, Gott und Staat

Ort: ZfL, Jägerstr.10/11, 10117 Berlin, Glaskasten 1. Etage
Organisiert von Wolfgang Pircher

Programm

Es scheint, daß wir in eine Phase der Politik eingetreten sind, wo sich diese zunehmend von radikalen religiösen Ansprüchen bedrängt sieht. Gerade dort kann man neue Religionskriege ausmachen, wo Mächte aneinandergeraten, die selbst den Schritt vom Politischen zum Religiösen schon vollzogen haben, oder wo Politik ohne einen religiösen Hintergrund nicht denkbar ist. An den Reibeflächen solcher Mächte springt der Funken des neuen Terrorismus.
Was den Zusammenhang von Religion und Politik angeht, so hat ihn Hans Kelsen, Jurist und Rechtsphilosoph, als einen allein kritischen begriffen. Er war sehr bestrebt, Recht und Politik von allen ethischen Ansprüchen zu trennen, ohne diese gleichzeitig zu verneinen. Religion stellt für ihn den Kontrast zu seiner relativistischen Position dar, die im Feld der politischen Auseinandersetzung eine Zone schaffen soll, in der die diversen Weltanschauungen zu einem politischen Kompromiß finden können. Sein Programm der Toleranz hat nicht die Auflösung der Weltanschauungen zum Ziel, ist sonach kein politischer Atheismus, sondern ihre partielle Neutralisierung. Statt im anderen den Feind zu betonen, sucht er die politische Auseinandersetzung auf ein Gemeinsames zu gründen. Es wäre reizvoll, zumindest im Überblick diese Aufnahme und Positionierung der Religion in Kelsens politischer Theorie und anhand seiner Auseinandersetzung mit Carl Schmitt und Max Adler nachzuzeichnen.
Textgrundlage für den Workshop ist Kelsens Aufsatz „Gott und Staat“, der 1923 im Logos erschienen ist.