Workshop in Braunschweig
16.02.2018 · 10.00 Uhr

Literatur im Geschichtsbuch – Geschichte im Lesebuch

Ort: Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung (GEI), Celler Str. 3, 38114 Braunschweig, Georg-Eckert-Zimmer, 3. OG
Organisiert von Anke Hertling, Daniel Weidner
Kontakt: hertling@leibniz-gei.de, weidner@zfl-berlin.org

Kooperation des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin (ZfL) mit dem Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung (GEI)

Der Workshop befasst sich mit Literaturvermittlung als Medium ›nationaler Bildung‹, zum einen in Lesebüchern, zum anderen in Geschichtsbüchern des 19. Jahrhunderts. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge der Ablösung der Rhetorik, die bis dahin den Rahmen höherer Schulbildung darstellte, der literarhistorische Lektüreunterricht und ein entsprechender Lektürekanon entwickelt. Durch die Ausrichtung auf die nationale Literatur und Geschichte konnte schon vor der Reichsgründung 1871 in Abwesenheit einer politischen Einheit kulturell kompensiert werden. Auch in der wilhelminischen Zeit galt der Deutsch- und Geschichtsunterricht, neben dem Religionsunterricht, als wichtiges Medium einer ›nationalen und patriotischen Bildung‹. Zugleich ist zu beobachten, dass bereits seit dem frühen 19. Jahrhundert die Ausbildung eines nationalen Kanons eng mit Hilfestellungen und Anleitungen zur Lektüre verbunden ist, welche die alten Kategorien des rhetorischen Umgangs mit der Literatur ersetzen.

Der Workshop diskutiert zum einen die Vielzahl (insbesondere kurzer) literarischer Formen, die Geschichte darstellen und mit einer didaktischen oder moralischen Absicht aufarbeiten (Anekdoten, Apophthegmata, Balladen etc.), zum anderen die Art, wie diese Formen oder auch überhaupt Literatur in Geschichts- und Lesebüchern gerahmt, formatiert und funktionalisiert werden. Wie wird Geschichte im Lesebuch repräsentiert? Welche Gattungen herrschen hier vor? Welche Gattungen dominieren im Geschichtsbuch des 19. Jahrhunderts? War bei der Auswahl der sich ausbildende literarische Kanon leitend oder der Fokus auf spezifische historische Ereignisse, die mit dem aktuellen politischen Geschehen in Beziehung standen? Und inwiefern waren nationale Interessen für die Ausbildung einer schulischen Interpretations- und Lesekultur prägend?

Programm

10.00
Welcome

10.30–11.15
Patrick Hohlweck (ZfL): Zergliederung, Aufmerksamkeit und Nachdenken. Zur Geschichte schulischer Auslegung im 19. Jahrhundert

11.15–12.00
Robert Maier (GEI): Erscheinungsformen und Funktionen von Literatur in Geschichtsschulbüchern. Eine erste Sondierung

12.00–13.00
Diskussion

14.00–14.45
Eva Axer (ZfL): Die Ballade. Didaktische Eignung und nationale Bedeutung in literaturgeschichtlicher Perspektive

14.45–15.30
Anke Hertling (GEI): Historische Narrationen in literarischer Form: Lesebücher als Vermittlungsinstanz von historischem Wissen

15.30–16.30
Diskussion

16.30–18
Abschlussdiskussion