Die Funktion der Triaden bei der Wissensrepräsentation
Program
Die Wiederbelebung trichotomischer Modelle, die sich u.a. auf die
triadisch orientierte Semiotik von Peirce bezieht, ist gegen die
Dichotomien des Strukturalismus gerichtet und macht zugleich auf die
ternären Figuren aufmerksam, die die Systematiken der Rhetorik und der
Stillehre von jeher organisiert haben. Der Vortrag beschäftigt sich mit
Dreierfigurationen, wie sie in bestimmten Disziplinen (Semiotik,
Rhetorik, Linguistik) als trianguläre Relationen zwischen Begriffen oder
Elementen auftauchen, und geht der 'Vorgeschichte' triadischer
Repräsentation in der Ikonographie und der lullistischen
Wissenstheologie nach. Triadische Systematiken haben bekanntlich eine
mnemonische Komponente: die Dreizahl wird so zu einer exemplarischen
Figur der Repräsentation, die ihre Erinnerbarkeit suggeriert. Gleichwohl
stellt sich die Frage, ob es der Zahlenkode ist, der die Drei bestimmt
oder eher eine je andere Semantik der Ordnung. Eine weitere Frage
betrifft die kognitive Rolle des trigonometrischen Dreiecks, das in
etlichen trichotomischen Konstellationen als visualisierende Figur
eingesetzt wird.
Renate Lachmanns Forschungsgebiete umfassen
Literaturtheorie (Formalismus, Strukturalismus, Bachtin), Rhetorik,
Intertextualität, Gedächtnis und Phantastik. Derzeit arbeitet sie zu
Modellen der Wissensdarstellung im Bereich der Geisteswissenschaften.
Ihr jüngster Beitrag in Poetica – „Wissensdarstellung im 17.
Jahrhundert. Athanasius Kircher und Johann Amos Comenius“ – stellt einen
Einstieg in die Thematik dar und soll anhand weiterer Beispiele
ausgebaut werden. Ihr ZfL-Mittwochsvortrag „Funktion der Triaden bei der
Wissensrepräsentation“ steht im Kontext eben dieser Überlegungen.
Renate Lachmann ist im Juni 2007 Gastwissenschaftlerin am ZfL.