Mittwochsvortrag
06 Jun 2007 · 10.00 pm

Die Funktion der Triaden bei der Wissensrepräsentation

Venue: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Etage, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum 308
Organized by Renate Lachmann

Program

Die Wiederbelebung trichotomischer Modelle, die sich u.a. auf die triadisch orientierte Semiotik von Peirce bezieht, ist gegen die Dichotomien des Strukturalismus gerichtet und macht zugleich auf die ternären Figuren aufmerksam, die die Systematiken der Rhetorik und der Stillehre von jeher organisiert haben. Der Vortrag beschäftigt sich mit Dreierfigurationen, wie sie in bestimmten Disziplinen (Semiotik, Rhetorik, Linguistik) als trianguläre Relationen zwischen Begriffen oder Elementen auftauchen, und geht der 'Vorgeschichte' triadischer Repräsentation in der Ikonographie und der lullistischen Wissenstheologie nach. Triadische Systematiken haben bekanntlich eine mnemonische Komponente: die Dreizahl wird so zu einer exemplarischen Figur der Repräsentation, die ihre Erinnerbarkeit suggeriert. Gleichwohl stellt sich die Frage, ob es der Zahlenkode ist, der die Drei bestimmt oder eher eine je andere Semantik der Ordnung. Eine weitere Frage betrifft die kognitive Rolle des trigonometrischen Dreiecks, das in etlichen trichotomischen Konstellationen als visualisierende Figur eingesetzt wird.

Renate Lachmanns Forschungsgebiete umfassen Literaturtheorie (Formalismus, Strukturalismus, Bachtin), Rhetorik, Intertextualität, Gedächtnis und Phantastik. Derzeit arbeitet sie zu Modellen der Wissensdarstellung im Bereich der Geisteswissenschaften. Ihr jüngster Beitrag in Poetica – „Wissensdarstellung im 17. Jahrhundert. Athanasius Kircher und Johann Amos Comenius“ – stellt einen Einstieg in die Thematik dar und soll anhand weiterer Beispiele ausgebaut werden. Ihr ZfL-Mittwochsvortrag „Funktion der Triaden bei der Wissensrepräsentation“ steht im Kontext eben dieser Überlegungen.

Renate Lachmann ist im Juni 2007 Gastwissenschaftlerin am ZfL.