Workshop
13 Dec 2013 – 14 Dec 2013

Kultur(en) des Vergessens. Altersdemenz am Schnittpunkt von Medizinethik und Kulturwissenschaft

Venue: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Seminarraum 303
Organized by Irmela Marei Krüger-Fürhoff, Silke Schicktanz, Mark Schweda (Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Göttingen)

Program

Freitag, 13.12.2013

14.00-14.30
Irmela Krüger-Fürhoff (ZfL), Silke Schicktanz und Mark Schweda (Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Göttingen): Begrüßung und einleitende Bemerkungen

Sektion I: Großerzählungen und ›Fallgeschichten‹
Moderation: Irmela Krüger-Fürhoff

14.30-15.30
Roberta Maierhofer (Zentrum für interamerikanische Studien, Universität Graz): Erzähl mir die Geschichte des Vergessens. US-amerikanische Diskurse der Altersdemenz im Kontext der narrativen Gerontologie

16.00-17.00
Heike Hartung (Institut für Anglistik und Amerikanistik, Universität Potsdam): Becketts Poetik der Reduktion und der Diskurs der Demenz

17.00-18.00
Silke Schicktanz, Mark Schweda und Lisa Frebel (Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Göttingen): Demenz und Betroffenheit. Fiktionale Annäherungen an den ethischen Perspektivwechsel


Samstag, 14.12.2013

Sektion II: Bilder, Konzepte und Narrationen
Moderation: Mark Schweda

9.00-9.30
Irmela Krüger-Fürhoff (ZfL), Silke Schicktanz und Mark Schweda (Ethik und Geschichte der Medizin, Universität Göttingen): Resümee / Ausblick

9.30-10.30
Oliver Hautz (Scripps Gerontology Center, Miami University, Oxford /OH): Opening Minds through Art. Konstruktionen von Menschen mit Demenz als Künstler und Freunde

10.30-11.30
Christoph Rehmann-Sutter (Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung, Universität Lübeck): Implizite Anthropologien in der Bioethik und die Perspektive von Menschen mit Demenz. Zu Irene Dische Der Doktor braucht ein Heim (2007) und Michael Haneke Amour (2012)


Sektion III: Interventionsrichtungen
Moderation: Silke Schicktanz

12.00-13.00
Marion Bär (Kompetenzzentrum Alter, Institut für Gerontologie, Universität Heidelberg): Aus dem Rahmen fallen. Soziokulturelle Interpretationsschemata im individuellen und gesellschaftlichen Umgang mit Demenz

13.00-14.00
Irmela Krüger-Fürhoff (ZfL): Narrationen der Altersdemenz zwischen medizinischer Anamnese, individueller Krankengeschichte und literarischer Fiktionalisierung

14.00-14.30
Abschlussdiskussion

Altersdemenz ist in den vergangenen Jahren in den Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschungen und öffentlicher Auseinandersetzungen gerückt. Einerseits wird Demenz im Einzugsbereich der modernen Medizin zum Gegenstand neurophysiologischer, klinisch objektivierender Erforschung, diagnostischer Kategorienbildung und therapeutischer (Be-) Handlungsstrategien, was medizinethische und sozialpolitische Fragen nach dem angemessenen forschungspraktischen, medizinischen und pflegerischen Umgang mit den Betroffenen aufwirft. Andererseits reflektieren die Literatur- und Kulturwissenschaften die Demenzdarstellungen in Film, Literatur und Populärkultur als Herausforderung kulturell eingespielter individueller und gesellschaftlicher Selbstverständnisse, Handlungsweisen und Wertordnungen.

Der Workshop soll durch einen disziplinenübergreifenden Dialog zwischen Vertretern aus Medizinethik, Medizingeschichte, Gerontologie, Literatur- und Kulturwissenschaft ein umfassenderes Verständnis für Altersdemenz entwickeln, das die Bedeutung von Altersbildern und -narrationen, Wissenschaftskulturen und Traditionen moralisch-politischen Denkens berücksichtigt. Dabei soll am Beispiel der Demenz auch erprobt werden, wie Medizinethik und Kulturwissenschaft voneinander profitieren können. So könnte eine kulturwissenschaftliche Erweiterung der Medizinethik zur systematischen Reflexion von Kategorien wie Erinnerung, Identität, Person und Handlungsfähigkeit / Zurechenbarkeit beitragen. Umgekehrt könnte eine medizinethische Erweiterung der Kulturwissenschaft eine kritische Reflexion jener konstruktivistischen Zugänge anstoßen, die biologisch-naturale Aspekte der Demenzproblematik vernachlässigen und eigene normative Hintergrundannahmen ausblenden.

Gäste sind willkommen, die Teilnahme ist kostenlos. Aufgrund der Raumgröße ist nur eine begrenzte Teilnehmerzahl möglich. Bitte melden Sie sich rechtzeitig per Email bei Birgit Dreiling an.

Der Workshop ist eine Kooperation mit dem  Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen.