ZfL INFO 61/2019: ZfL-Sommerakademie-Vorträge von Monika Dommann und Caroline Arni, 24./25.09.2019
Öffentliche Abendvorträge im Rahmen der Internationalen Sommerakademie des ZfL 2019: Historisierung. Formen, Praktiken, Relevanz (23.–26.09.2019)
Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, Aufgang B, 3. Etage, Trajekte-Tagungsraum 308
Dienstag, 24.09.2019, 19.00 Uhr
Monika Dommann (Universität Zürich): Kann die Hyper-Gegenwart historisiert werden, und wozu? Ein Versuch
Die Geschichtswissenschaft hat sich in letzter Zeit auch als Krisengewinnerin erwiesen, welche als Instanz der Aufarbeitung und als Aufräumerin der Vergangenheit aufgerufen wird, gerade auch von der Politik. Doch wie geht Geschichtsschreibung mit einer Gegenwart um, die schlicht keine Vergangenheit zu haben vorgibt, und die sich in ihren Selbstbeschreibungen gerade als Bruch mit aller Vergangenheit präsentiert, einer Gegenwart, die als Hypergegenwart eigentlich nur die Zukunft anvisiert? Am Beispiel der Logistik und der Digitalisierung werden Perspektiven der Science and Technology Studies und der Medienwissenschaften diskutiert und ihr Potential für eine kritische Geschichtsschreibung der Gegenwart ausgelotet.
Monika Dommann ist Professorin für Geschichte der Neuzeit an der Universität Zürich. Sie legt in Forschung und Lehre den Schwerpunkt auf die Verflechtungen der Alten und Neuen Welt, auf Mediengeschichte, Wirtschaftsgeschichte, Rechtsgeschichte, Wissens- und Wissenschaftsgeschichte sowie Methoden und Theorien der Geschichtswissenschaft. Sie ist Co-Direktion des Zentrums Geschichte des Wissens und war Fellow am Centre for Digital Cultures, Digital Cultures Research Lab, Leuphana, Universität Lüneburg und des Collegium Helveticum.
Sie ist Autorin der beiden Monographien Autoren und Apparate. Die Geschichte des Copyrights im Medienwandel (Fischer Frankfurt/M. 2014) und Durchsicht, Einsicht, Vorsicht. Eine Geschichte der Röntgenstrahlen, 1896–1963 (Chronos Zürich, 2003)
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Mittwoch, 25.09.2019, 19.00 Uhr
Caroline Arni (Universität Basel): Zeiten symmetrisieren. Rekursive Geschichtsschreibung als Historisierung
Im Vortrag geht es um die Frage, wie historiographische Operationen Vergangenheit und Gegenwart zueinander in Beziehung setzen. Das kritische Potenzial von Historisierung, so wird oftmals argumentiert, liegt in der Art und Weise, wie dieses Verhältnis historisch spezifisch als eines der epistemologischen Äquivalenz verfasst wird: Gegenwart und Vergangenheit werden zwar in ihrer historischen Differenz ernstgenommen, aber dennoch als einander vergleichbar behandelt, indem nicht nur die Gegenwart die Vergangenheit, sondern auch die Vergangenheit die Gegenwart analysiert. Dieser Gedankengang wird im Vortrag anhand eines Beispiels entfaltet, das an der Schnittstelle von Körpergeschichte und Geschichte der feministischen Kritik angesiedelt ist.
Caroline Arni ist Professorin für Allgemeine Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Universität Basel. Sie forscht und lehrt in Sozial- und Kulturgeschichte, Frauen- und Geschlechtergeschichte, Wissenschaftsgeschichte und Schweizer Geschichte. Sie war Member am Institute for Advanced Study in Princeton sowie Gastforscherin an Institutionen in Deutschland und Frankreich.
Sie ist Autorin der beiden Monographien Pränatale Zeiten. Das Ungeborene und die Humanwissenschaften (Schwabe Berlin, 2018) und Entzweiungen. Die Krise der Ehe um 1900 (Böhlau, 2004).