National Socialism and the Challenge of Atatürk’s New Turkey – Perceptions, Interaction, and Influences, 1919–1945

Die Türkei und Deutschland verbindet eine tiefere und wechselseitigere Geschichte als oftmals angenommen. Gerade in der Zwischenkriegszeit erreichten die Beziehungen beider Länder und Gesellschaften neue Dimensionen. In dem Dissertationsprojekt ging es darum, dieses Miteinander speziell aus deutscher Perspektive zu untersuchen. Jenseits klassischer historischer Quellenbestände offenbart sich in der Presse und anderen Publikationen, gerade der extremen Rechten und der Nationalsozialisten, eine tiefe Bewunderung für die kemalistische Türkei. Diese Bewunderung hatte teilweise weitreichende Konsequenzen. Die ›Neue Türkei‹ wurde als Teil der neuen Moderne wahrgenommen, in der die Nazis sich selbst und natürlich auch den italienischen Faschismus verorteten. Ihren Anfang hatte diese Entwicklung im türkischen Unabhängigkeitskrieg (1919–1923), der ein wahres Medienereignis der frühen Weimarer Republik war. Die Verehrung der Türkei und ihres ›Führers‹ spiegelte sich in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen der Weimarer Republik und des ›Dritten Reiches‹ wieder. Die Bedeutung dieser Verehrung und die Funktionsweisen verschiedener Teildiskurse (von der modernen Türkei, vom ›türkischen Führer‹ usw.) standen im Mittelpunkt der Arbeit. Anhand einer Rekonstruktion diskursiver Verknüpfungen der Zeit versuchte sie somit, neue historische Perspektiven zu eröffnen.

 

ZfL-Promotionsstipendium 2011–2012
Leitung: Stefan Ihrig

Publikationen

Stefan Ihrig

Atatürk in the Nazi imagination

Belknap Harvard, Cambridge 2014, 311 Seiten
ISBN 978-0-674-36837-8