Geschichtsdarstellungen in der britischen und deutschen Populärkultur seit den 1980er Jahren

Das Projekt untersuchte die Art und Weise, wie historische Themen seit den 1980er Jahren in der britischen und deutschen Populärkultur dargestellt werden. Mit Rückgriff auf die ›Cultural Studies‹ wurde die These vertreten, dass der Raum des Populären einen Schlüssel zu tieferliegenden politischen Tendenzen in Bezug auf Identität und historische Aufarbeitung bieten kann. Durch die Analyse von Werkpaaren aus Großbritannien und Deutschland und die Erforschung von Korrespondenzen und Dissonanzen zwischen den beiden Kulturen in den letzten vier Jahrzehnten wurde die Diskussion über die kulturellen Beziehungen zwischen Großbritannien und Europa bereichert. Das Projekt widmete sich insbesondere den Funktionsweisen von Nostalgie und kulturellem Gedächtnis und deren Verhältnis zu Fragen der Zukünftigkeit.

In einem ersten Schritt wurden die beiden Fernsehserien Brideshead Revisited (Regie: Charles Sturridge und Michael Lindsay-Hogg, 1981) und Heimat (Regie: Edgar Reitz, 1984) mit Blick auf die Themen ›Erbe‹ und ›Heimat‹ betrachtet. Es ging dabei um die Wechselwirkung zwischen der populären Form des Fernsehens und komplexen historiographischen Fragestellungen sowie die Weise, in der die Serien selbst versuchen, Vorstellungen von ›Hoch-‹ und ›Populärkultur‹ zu problematisieren.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen untersuchte das Projekt weitere Werkpaare aus den 1980er Jahren. Anhand von Salman Rushdies Midnight’s Children (1981) und Patrick Süskinds Das Parfum (1985) wurde die ›historiographische Metafiktion‹ und das ›Postmoderne‹ überhaupt erkundet. Die Artikulation einer feministischen Geschichtspoetik wurde in Christa Wolfs Kassandra (1983) und Jeanette Wintersons Sexing the Cherry (1989) in den Blick genommen. In Hinblick auf die 1990er Jahre befasste sich das Projekt mit der Spannung zwischen ›Pulp‹ und historischer Ernsthaftigkeit in Robert Harris’ Fatherland (1992) und Christian Krachts Faserland (1995). Schließlich wurden Darstellungen der 1980er Jahre seit dem Jahr 2000 untersucht und anhand der Filme Good Bye, Lenin! (Regie: Wolfgang Becker, 2003) und This Is England (Regie: Shane Meadows, 2006) unter anderem das Phänomen der ›Ostalgie‹ diskutiert.

Das Projekt ist am Centre for Anglo-German Cultural Relations der Queen Mary University of London angesiedelt.

gefördert vom Leverhulme Trust und der Queen Mary University of London 2022
Leitung: David Anderson