Gestörte Landschaften: Umweltimaginationen in der palästinensischen und israelischen Gegenwartskunst

Gestörte Landschaften – d.h. Räume, die weder ursprünglich natürlich noch gänzlich menschengemacht sind – sind ein prominenter Bestandteil der Gegenwartskunst. In Palästina und Israel zählen zu diesen Landschaften unter anderem künstlich angelegte Wälder, trockengelegte Feuchtgebiete und militärische Schießplätze. Das Projekt untersucht, wie palästinensische und israelische Gegenwartskünstler*innen solche Räume als Orte der politischen Auseinandersetzung imaginieren und repräsentieren und dabei die Geschichte(n) beleuchten, die zu ihrer Entstehung geführt haben.

Die untersuchten Künstler*innen widmen sich dem Zusammenhang zwischen ökologischer Zerstörung und kolonialer Gewalt, der Aneignung von Land (land grabbing) und Ressourcen und der Enteignung indigener Bevölkerungsgruppen. Sie dekonstruieren dabei die ideologischen bzw. theologischen ›großen Erzählungen‹, die mit den Landschaften dieser Region verknüpft sind, etwa das biblische »Land, wo Milch und Honig fließen« oder die zionistische »blühende Wüste«. So lassen sich die Wechselbeziehungen zwischen Menschen, Pflanzen und Tieren erforschen, die diese Landschaften in ihrer realen, vergangenen und gegenwärtigen Komplexität ausmachen. Mit der Untersuchung ihrer Kunst geht das Projekt der Frage nach, wie Land und Landschaft Teil der politischen Imagination werden, ohne dabei ideologisch und ästhetisch zu erstarren. Was also können wir von der Kunst über die Möglichkeiten des Lebens in Landschaften lernen, die durch ökologische und politische Zerstörung nachhaltig versehrt sind?

 

Abb. oben: Ella Littwitz: The Forerunner (2020), © Ella Littwitz & Harlan Levey Projects. Courtesy of Harlan Levey Projects

Forschungsstipendium der Minerva Stiftung 2022–2024
Leitung: Alma Itzhaky