Mittwochsvortrag
03.02.2016 · 19.00 Uhr

Andreas Reckwitz (Frankfurt/O.): Die Gesellschaft der Singularitäten

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum

Programm

In der Spätmoderne findet eine grundsätzliche Transformation der Moderne statt: Sie wird zu einer Gesellschaft der ›Singularitäten‹. Überall prämiert und fördert diese weniger das ›Allgemeine‹ als das ›Besondere‹, das vorgeblich Einzigartige und Nicht-Vergleichbare: auf der Ebene der Dinge (Güter und Objekte), auf der Ebene des Raums und der Zeit (Orte und Episoden), auf der Ebene der Subjekte (performative Authentizitäten), auf der Ebene der Praktiken (Performances) und schließlich auf der Ebene der Kollektive (Projekte etc.).
Diese Singularisierung ist eng mit einer Kulturalisierung in einem starken Sinne verknüpft: Die singulären Entitäten sind deshalb von derart überragendem Interesse, da sie mit kulturellem Eigenwert, mit hermeneutischen, ästhetischen und affektiven Qualitäten identifiziert werden. Die Singularisierung-Kulturalisierung widerspricht damit der Rationalisierung als dem Strukturmerkmal der Moderne, das auf Standardisierung und Verallgemeinerung setzte. Was sind die Ursachen dieses Prozesses und was sind seine Konsequenzen für das Soziale?

Moderation: Daniel Weidner

Andreas Reckwitz ist seit 2010 Professor für Vergleichende Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). Nach seiner Habilitation über »Das hybride Subjekt« an der Universität Hamburg hatte Reckwitz ab 2006 zunächst eine Professur für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Universität Konstanz inne. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. Kultursoziologie, Poststrukturalismus, Praxistheorie sowie Kreativitäts- und Subjektkulturen. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels prämierte sein 2012 erschienenes Werk Die Erfindung der Kreativität im Rahmen des Programms »Geisteswissenschaften international«. Für die Laufzeit 2015-17 wurde er mit der Opus magnum-Förderung der Volkswagenstiftung ausgezeichnet.

Publikationen (Auswahl):

  • Ästhetik und Gesellschaft. Grundlagentexte aus Soziologie und Kulturwissenschaften (Mithg., Berlin 2015)
  • Die Erfindung der Kreativität. Zum Prozess gesellschaftlicher Ästhetisierung (Berlin 2012)
  • Unscharfe Grenzen. Perspektiven der Kultursoziologie (Bielefeld 2008)
  • Subjekt (Bielefeld 2008)
  • Poststrukturalistische Sozialwissenschaften (Mithg., Frankfurt a.M. 2008)
  • Das hybride Subjekt. Eine Theorie der Subjektkulturen von der bürgerlichen Moderne zur Postmoderne (Weilerswist 2006)

Medienecho

30.04.2016
Onkomoderne. Singularitäten

Beitrag von Christina Zück, in: www.vonhundert.de 04-2016 (April 2016), lesen