Barbara Stollberg-Rilinger (Universität Münster): Kulturen und Bilder des Entscheidens
Gemeinhin geht man davon aus, dass alles Handeln auf Entscheidungen beruht. Barbara Stollberg-Rilingers These dagegen lautet: Entscheiden ist nicht selbstverständlich, ja nicht einmal wahrscheinlich. Ob und inwiefern eine bestimmte Situation als Entscheidungssituation gerahmt, modelliert, inszeniert, wahrgenommen, erzählt und gedeutet wird, ist kulturabhängig. Das Entscheiden hat eine Geschichte; es ist eine historisch unterschiedlich ausgeformte und gehandhabte Kulturtechnik. Der Vortrag geht der Frage nach, wie der Akt des Entscheidens zu verschiedenen Zeiten ins Bild gesetzt wurde.
Barbara Stollberg-Rilinger hat seit 1997 den Lehrstuhl für die Geschichte der frühen Neuzeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster inne. Dort erforscht sie unter anderem Symbole und Rituale seit Ende des Mittelalters. Sie ist ordentliches Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaft und Schriftleiterin der Zeitschrift für Historische Forschung. 2005 erhielt sie den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Ihre Biographie über Maria Theresia wurde 2017 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch/Essayistik ausgezeichnet und sie erhielt den »Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa« der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ab August 2018 wird sie Rektorin des Wissenschaftskollegs zu Berlin sein.
Publikationen (Auswahl):
- Maria Theresia. Die Kaiserin in ihrer Zeit. Eine Biographie (München 2017)
- Cultures of Decision-Making (London 2016)
- Rituale. Vom vormodernen Europa bis zur Gegenwart (Frankfurt am Main u.a. 2013)
- Des Kaisers alte Kleider: Verfassungsgeschichte und Symbolsprache des alten Reiches (München 2008)
- Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation vom Spätmittelalter bis 1806 (München 2006)