Mittwochsvortrag
20.05.2009 · 22.00 Uhr

Die emotionale (In-)Kompetenz des Literarischen

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum 308
Organisiert von Robert Stockhammer, Stefan Willer

Programm

Der Vortrag findet in Kooperation mit dem Cluster "Languages of Emotion" der Freien Universität Berlin statt.

Zum Vortrag
Wenn die Literatur- und Kulturwissenschaften kürzlich einen emotional turn ausmachten, so würde sich diese Wende dadurch auszeichnen, dass sie sich auf parallele Entwicklungen in Nachbarwissenschaften und weiteren kulturellen Bereichen beziehen könnte. Denn die Konjunktur der Emotionsforschung reicht von handlichen Ratgebern über allgemeinverständliche Fachbücher bis hin zu hochspezialisierten Untersuchungen. Prägungen wie 'Emotionale Intelligenz' bzw. 'Emotionale Kompetenz' bündeln diese Beschäftigung griffig für Zwecke der Unternehmensberatung ebenso wie für notwendige therapeutische Hilfe.
Es konnte daher nicht ausbleiben, dass auch Dramen, Romane und Gedichte als Katalysator von Emotionen in dieses Feld eingebaut wurden. Der Vortrag wird nicht leugnen, dass das Literarische seit je ein wichtiges Medium der Darstellung, des Transports und der Erzeugung von Emotionen ist, aber doch ästhetische sowie durchaus auch ethische Argumente gegen die Funktionalisierung von Emotionen in Erinnerung rufen und einige der sprachlichen Verfahren beschreiben, mit denen etwa Romane von J. M. Coetzee bewusst Empathie verweigern.

Zur Person
Robert Stockhammer ist seit 2007 Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Von 1998-2007 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am ZfL, davon fünf Jahre als Forschungsdirektor. Er leitete dort u.a. die Projekte AFRIKA ↔ EUROPA. Transporte, Übersetzungen, Migrationen des Literarischen sowie Elemente zu einer kulturwissenschaftlichen Geschichte grammatischer Theorien.

Publikationen (Auswahl):
Kartierung der Erde. Macht und Lust in Karten und Literatur (München 2007), Electric Laokoon: Zeichen und Medien, von der Lochkarte zur Grammatologie (Mithg., Berlin 2007), Exophonie: AndersSprachigkeit (in) der Literatur (Mithg., Berlin 2006), Ruanda. Über einen anderen Genozid schreiben (Frankfurt a.M. 2005), TopoGraphien der Moderne : Medien zur Repräsentation und Konstruktion von Räumen (Hg. München 2005).

Weitere Informationen über Robert Stockhammer