Vortrag
14.02.2019 · 19.00 Uhr

Sigrid Weigel: Walter Benjamin und Gershom Scholem im Gespräch.
 Die Klagelieder, Kafka und die Botschaften des Engels

Ort: Literaturhaus, Fasanenstr. 23, Berlin

Walter Benjamin (1892-1940) und den fünf Jahre jüngeren Gershom Scholem (1892) verband eine lebenslange Freundschaft, die von großer Anziehung und gleichzeitig von wiederholten Gesten der Abgrenzung geprägt war. Das Erkenntnisinteresse beider Autoren, die dem säkularen jüdischen Bürgertum Berlins entstammten, traf sich in der Auseinandersetzung mit Überlieferungen der Religionskulturen in der Moderne, -  jedoch mit ganz unterschiedlicher Ausrichtung: Benjamin im Blick auf die Rolle biblischer Sprache und religiöser Figuren für die profane Kultur, Scholem mit dem Ziel, die jüdische Tradition wieder zum Leben zu erwecken. Ihr intensivster und fruchtbarster Dialog betrifft das Verhältnis der Dichtung zu den religiösen Überlieferungen. Aus dem ständigen Wechsel von Übereinstimmung und Abgrenzung  haben die Lektüren und Deutungen beider Autoren – gerade in ihren Unterschieden – enorm gewonnen.

Der Vortrag erörtert den Austausch an drei Themenfeldern: dem intensiven Gespräch über Klage und Klagelied während ihres gemeinsamen Jahres in Bern 1918/19, dem Austausch über  ihre jeweiligen Kafka-Deutungen in den 1920/30er Jahren und die auf dem Umweg über zwei im Besitz Benjamins befindliche Klee-Bilder mit Engelsdarstellungen geführte Auseinandersetzung über die Erlösung.

Sigrid Weigel ist die ehemalige Direktorin des ZfL, em. Professorin der Technischen Universität Berlin sowie Leiterin der Forschungsprojekte Ikonische Präsenz. Bilder in den Religionen und Susan Taubes-Edition.