Vortrag
18.12.2017 · 16.00 Uhr

Stascha Rohmer: Der Standpunkt der Erlösung. Adorno, Plessner und die Erkenntnistheorie

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin

Das wohl bekannteste Zitat von Adorno lautet: »Es gibt kein richtiges Leben im falschen.« In seinem Werk Minima Moralia, dem dieses Zitat entstammt, wendet Adorno den darin ausgedrückten Grundgedanken auch auf die Voraussetzungen des Erkennens an. Besonders deutlich wird dies im letzten Aphorismus des Buches, dem Aphorismus 153. Adorno stellt darin die Hypothese auf, dass nicht nur das gesellschaftliche Ganze einen Zwangszusammenhang darstellt, in dem der Einzelne sich selbst entfremdet ist, sondern dass auch noch das Erkennen selbst bedingt und entstellt ist, »weil es einen Standort voraussetzt, der dem Bannkreis des Daseins, wäre es auch nur um ein Winziges, entrückt ist«. Im Ausgang von einer kurzen Analyse des Aphorismus 153 möchte ich dieser Hypothese Adornos von einer Bedingtheit eines an sich unbedingten Erkennens Plessners These gegenüberstellen, demzufolge der Mensch eine exzentrische Positionalität in der Welt innehat, die auch in besondere Weise die Form der menschlichen Erkenntnis prägt. Plessner deutet hier den schon von Marx herkommenden Entfremdungsgedanken um und gibt ihm eine anthropologische Wendung. Trotz der offensichtlichen Gegensätzlichkeit der Positionen Adornos und Plessner möchte ich am Ende des Vortrags die Frage aufwerfen, inwiefern sich beide Denker dennoch miteinander vermitteln lassen könnten.