When tradition ends – Zur Figur des Traditionsbruchs
Eine internationale Tagung an der Hebräischen Universität Jerusalem, organisiert von Birgit Erdle (Hebrew University of Jerusalem) und Daniel Weidner.
Die Rede vom Traditionsbruch impliziert nicht nur die – selbst hoch metaphorische – Vorstellung eines ›Endes‹, eines ›Todes‹, einer ›Erstarrung‹ oder ähnlichem. Sie referiert auch auf eine meist ungeklärte und wenig explizierte Vorstellung von ›Tradition‹ – und das auch ganz konsequent, ist es doch Teil des Argumentes, dass man eben von modernen Voraussetzungen aus gar nicht mehr verstehen könne, was Tradition einmal war. Gerade dass Tradition hier als Gegen- oder auch Kampfbegriff in der Auseinandersetzung über die Moderne genutzt wird, macht die Vorstellung des Traditionsbruchs so komplex. Tatsächlich scheint die Rede vom Traditionsbruch auf einem fundamentalen Paradox zu beruhen. Denn ›Tradition‹ konnotiert in diesen Zusammenhängen meist Kontinuität, was zwar Veränderung und Innovation durchaus miteinschließen kann, aber zwischen Altem und dem Neuen doch immer eine Verbindung unterstellt: eben die ›Kette‹ oder den ›Strom‹ der Tradition, um die beiden Leitmetaphern aufzurufen. Was aber, wenn diese Kontinuität in Frage oder überhaupt in Abrede gestellt wird, wenn Traditionen ›abreißen‹, ›unterbrochen werden‹, ›versiegen‹, ›unsichtbar‹ oder ›unfruchtbar‹ werden?
Programm
Donnerstag, 09.11.2017