Von der Weitergabe der Sprache(n). Überlegungen nach Saussure
Program
Johannes Fehr ist Privatdozent für Sprachtheorie an der Philosophischen
Fakultät der Universität Zürich und seit 2001 Stellvertretender Leiter
des Collegium Helveticum der ETH Zürich.
Neuere Publikationen:
Ferdinand de Saussure: Linguistik und Semiologie. Notizen aus dem
Nachlaß, Texte, Briefe und Dokumente (1997); Saussure entre linguistique
et sémiologie, traduit de l’allemand par Pierre Caussat (2000); Eun E
Hak Kwa Ki Ho Hak Sa Yee [koreanische Ausgabe von Saussure entre
linguistique et sémiologie] (2002); Schreiben am Netz. Literatur im
digitalen Zeitalter (2003).
„Es wird die kapitale Wirkung der
Erforschung der Sprache auf die Theorie der Zeichen sein ..., dass sie
ihr eine ganz neue Seite des Zeichens ... enthüllt hat, nämlich dass
dieses erst wirklich erkannt zu werden beginnt, wenn man gesehen hat,
dass es ein Ding ist, das nicht nur übermittelbar ist, sondern das von
seiner Natur her bestimmt ist, übermittelt/weitergegeben zu werden ...“ –
„de sa nature destiné à être transmis“. Dieser Satz findet sich in
einem auf November 1894 datierten, aber nie beendeten Brief Ferdinand de
Saussures an die American Philological Association. Inwiefern genau die
„transmission“ der Sprache(n) einen Angelpunkt seiner Semiologie bildet
und was damit auf dem Spiel steht, läßt sich aus Saussures Nachlaß,
insbesondere aus seinen unveröffentlichten Studien zum Nibelungenlied
rekonstruieren. Dabei zeigt sich aber auch, daß mit der Weitergabe der
Sprache(n) Saussure genau von dem spricht, was sichi dem Schließen
seines Denkens als eine die Linguistik fundierende Lehre widersetzt. Um
die Aporien, in welchen die Bestimmung der Sprache(n) zur Weitergabe
führt, und um die Frage, wie damit umgegangen werden kann, soll es in
diesem Vortrag gehen.
Johannes Fehr arbeitete als Gastwissenschaftler am Zfl.