Mittwochsvortrag
18.02.2004 · 20.00 Uhr

Von der Weitergabe der Sprache(n). Überlegungen nach Saussure

Ort: ZfL, Jägerstr. 10/11, 10117 Berlin-Mitte, R. 06
Organisiert von Johannes Fehr †

Programm

Johannes Fehr ist Privatdozent für Sprachtheorie an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich und seit 2001 Stellvertretender Leiter des Collegium Helveticum der ETH Zürich.

Neuere Publikationen: Ferdinand de Saussure: Linguistik und Semiologie. Notizen aus dem Nachlaß, Texte, Briefe und Dokumente (1997); Saussure entre linguistique et sémiologie, traduit de l’allemand par Pierre Caussat (2000); Eun E Hak Kwa Ki Ho Hak Sa Yee [koreanische Ausgabe von Saussure entre linguistique et sémiologie] (2002); Schreiben am Netz. Literatur im digitalen Zeitalter (2003).

„Es wird die kapitale Wirkung der Erforschung der Sprache auf die Theorie der Zeichen sein ..., dass sie ihr eine ganz neue Seite des Zeichens ... enthüllt hat, nämlich dass dieses erst wirklich erkannt zu werden beginnt, wenn man gesehen hat, dass es ein Ding ist, das nicht nur übermittelbar ist, sondern das von seiner Natur her bestimmt ist, übermittelt/weitergegeben zu werden ...“ – „de sa nature destiné à être transmis“. Dieser Satz findet sich in einem auf November 1894 datierten, aber nie beendeten Brief Ferdinand de Saussures an die American Philological Association. Inwiefern genau die „transmission“ der Sprache(n) einen Angelpunkt seiner Semiologie bildet und was damit auf dem Spiel steht, läßt sich aus Saussures Nachlaß, insbesondere aus seinen unveröffentlichten Studien zum Nibelungenlied rekonstruieren. Dabei zeigt sich aber auch, daß mit der Weitergabe der Sprache(n) Saussure genau von dem spricht, was sichi dem Schließen seines Denkens als eine die Linguistik fundierende Lehre widersetzt. Um die Aporien, in welchen die Bestimmung der Sprache(n) zur Weitergabe führt, und um die Frage, wie damit umgegangen werden kann, soll es in diesem Vortrag gehen.

Johannes Fehr arbeitete als Gastwissenschaftler am Zfl.