Prof. Stéphane Mosès sel. A.
Honorary Member des ZfL, bis zu seiner Emeritierung Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Hebräischen Universität Jerusalem (Israel)
Zur Person / Vita
Stéphane Mosès, geb. am 11.6.1931 in Berlin, gest. am 1.12.2007 in Paris, war Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der Hebräischen Universität Jerusalem. In Berlin geboren, emigrierte er 1936 mit seiner Familie nach Marokko, studierte nach dem Krieg deutsche Literatur in Paris und Nanterre und ging 1969 nach Israel. 1977 begründete er an der Hebräischen Universität Jerusalem die germanistische Abteilung und 1990 das Franz-Rosenzweig-Zentrum für deutsch-jüdische Kultur- und Literaturgeschichte, das er bis zu seiner Emeritierung 1996 leitete. 1997 kehrte Mosès nach Paris zurück, wo er seine Arbeit bis zu seinem Lebensende fortsetzte. Im Jahr 2004 wurde ihm der hoch dotierte Humboldt-Forschungspreis verliehen.
Stéphane Mosès hat mit seinen Schriften über Rosenzweig, Scholem und Benjamin das Bild der deutsch-jüdischen Moderne entscheidend geprägt. Sein Name steht für ein ›Jüdisches Denken in einer Welt ohne Gott‹ – so auch der Titel der ihm gewidmeten Festschrift (Berlin 2001)–, weil seine Studien zur jüdischen Schrifttradition und deutschen Literaturgeschichte (von Goethe bis Celan) Lektüren entfalten, die sowohl auf den Zivilisationsbruch als auch die Dialektik der Säkularisierung antworten.
Nachrufe
- Andreas Kilcher: Jüdische Gegengeschichte. Zum Tod von Stéphane Mosès, in: Neue Zürcher Zeitung vom 5.12.2007
- Thomas Meyer: Botschafter von Weimar. Literaturwissenschaftler Stéphane Mosès - ein Nachruf, in: Jüdische Allgemeine vom 13.12.2007
Foto © Daniel Mordzinski
Publikationen
Auswahl
- Momentaufnahmen/Instantanés. Deutsch und französisch, hg. von Sigrid Weigel, Berlin: Suhrkamp 2010
- Un retour au judaïsme: entretiens avec Victor Malka. Paris: Éditions du Seuil 2008
- Exégèse d’une légende. Lectures de Kafka. Paris: Éditions de l’Éclat 2006
- Hg.: Gershom Scholem. Literatur und Rhetorik. Köln: Böhlau 2000 (mit Sigrid Weigel)
- L’Éros et la Loi. Lectures bibliques. Paris: Éditions du Seuil 1999
[Übersetzung: Eros und Gesetz. Zehn Lektüren der Bibel. München: Wilhelm Fink 2004] - Hg.: Zwischen den Kulturen: Theorie und Praxis des interkulturellen Dialogs. Tübingen: Niemeyer 1997 (mit Carola Hilfrich-Kunjappu)
- Hg.: Manes Sperber als Europäer. Eine Ethik des Widerstands. Berlin: Ed. Hentrich 1996
- L’Ange de l’Histoire. Rosenzweig, Benjamin, Scholem. Paris: Éditions du Seuil 1992
[Übersetzung: Der Engel der Geschichte. Rosenzweig, Benjamin, Scholem. Frankfurt a.M.: Jüdischer Verlag 1992] - Hg.: Spuren der Schrift. Von Goethe bis Celan. Frankfurt a.M.: Jüdischer Verlag bei Athenäum 1987
- Hg.: Kafka und das Judentum. Frankfurt a.M.: Jüdischer Verlag bei Athenäum 1987 (mit Karl-Erich Grözinger, Hans Dieter Zimmermann)
- Système et Révélation. La philosophie de Franz Rosenzweig. Paris: Éditions du Seuil 1982
[Übersetzung: System und Offenbarung. Die Philosophie Franz Rosenzweigs. München: Wilhelm Fink 1985] - Une Affinité littéraire. Le Titan de Jean-Paul et Le Docteur Faustus de Thomas Mann. Paris: Klincksieck 1972
Stéphane Mosès in Publikationen des ZfL
- Der kulturelle Index von Freuds Traumdeutung, in: Trajekte. Zeitschrift des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin 23 (2011), 5–13 (übers. von Dirk Naguschewski)
- Im Herzen eines Chiasmus. Derrida und Levinas, Levinas und Derrida, in: Martin Treml, Daniel Weidner (Hg.): Nachleben der Religionen. München: Wilhelm Fink 2007, 189–205 (übers. von Uli Menke, Verena Schermer)
- Korrespondenzen. Der Familienroman der biblischen Patriarchen, in: Trajekte. Zeitschrift des Zentrums für Literatur- und Kulturforschung Berlin 8 (2004), 22–31 (übers. von Martin Treml)