Horror & Melodrama: Die sowjetische Vergangenheit in der Populärkultur von Belarus, Ukraine und Russland
Vorstellung des Bands Appropriating History. The Soviet Past in Belarusian, Russian and Ukrainian Popular Culture mit den Herausgeber:innen Matthias Schwartz und Nina Weller und den Beiträger:innen Eva Binder und Oleksandr Zabirko
Melodramatische Liebesgeschichten aus dem Gulag, apokalyptische Ruinenlandschaften oder Horrorbilder aus atomar verseuchten Zonen – nicht nur im Westen erfreut sich das sowjetische visuelle und kulturpolitische Erbe einer großen Beliebtheit. Gerade in den nach dem Zerfall der Sowjetunion neu gegründeten Nationalstaaten Belarus, Ukraine und Russland ist die gemeinsame Vergangenheit ein in geschichtspolitischen Debatten umkämpfter Gegenstand, aber auch ein beliebtes Spielfeld für populärkulturelle Aneignungen. Doch was steht hinter diesem Boom sowjetischer Relikte in populärkulturellen Formaten wie Blockbustern, Historien- oder Familienepen, Musikvideos, Computerspielen oder Comics? Speist sich die Faszination für die jüngste Geschichte aus der Suche nach einer neuen ›Nationalidee‹, aus dem Streben nach einer ›Dekolonisierung‹ lange hegemonialer Geschichtsmythen oder ist sie eher Teil eines globalen Trends des ständigen Recyclings kontroverser und mysteriöser Figuren und Ereignisse der Geschichte? Dient diese Konjunktur auch der historischen Aufklärung, oder eher einer rückwärtsgewandten Nostalgie oder gar gefährlichen Instrumentalisierung der Geschichte für die Gegenwart?
Diese Fragen möchten die Herausgeber:innen des Bandes Appropriating History. The Soviet Past in Belarusian, Russian and Ukrainian Popular Culture (transcript 2024), Matthias Schwartz und Nina Weller, zusammen mit den Beiträger:innen Eva Binder (Universität Innsbruck) und Oleksandr Zabirko (Universität Regensburg) diskutieren.
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig.
Abb. oben: © Konstantin Sulima