Workshop
12.12.2008 – 13.12.2008 · 01.00 Uhr

Überleben

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Seminarraum 303
Organisiert von Falko Schmieder
Kontakt: Falko Schmieder

Programm

Seit den achtziger Jahren lässt sich in den verschiedensten Disziplinen eine auffällige Verbreitung des Überlebensbegriffs beobachten. Die gegenwärtige ubiquitäre Verwendung des Begriffs verdankt sich dabei einerseits dem Umstand, dass sich mit seiner Hilfe die Erfahrungen grundlegender konzeptueller Umbrüche der vergangenen Jahrzehnte bündeln und weiterdenken lassen; dazu gehören vor allem die Theoreme der großen Verabschiedungen (z.B. vom nachgeschichtlichen Zeitalter bzw. Posthistoire, vom Ende der Utopien), die Debatten um die ,Risikogesellschaft’, das Theorem vom Ende des Menschen und die Bemühungen um eine ,Anthropologie nach dem Tode des Menschen’. Andererseits scheint der Begriff geeignet zu sein, neuere Erscheinungen einer Wiederkehr vermeintlich überwundener kultureller und sozialer Phänomene sowie Erfahrungen einer Verallgemeinerung existenzieller Nöte zu problematisieren. Viele der aktuellen Verwendungsweisen (insbesondere im Zusammenhang der Ökologiediskussion) rufen dabei den historischen Kontext des Darwinismus wieder auf, der die moderne Karriere des Begriffs angebahnt hatte.

Das Zentrum für Literatur- und Kulturforschung organisiert eine Arbeitstagung, auf dem Projekte zum Problemkreis des Überlebens vorgestellt und diskutiert werden. Ein Ziel der Veranstaltung ist es, einen Dialog zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den verschiedensten Disziplinen über die historischen und kulturellen Voraussetzungen sowie Zusammenhänge der einzelnen Überlebenskonzepte im Hinblick auf aktuelle Fragestellungen in Gang zu bringen.

 

PROGRAMM
Update: 08.12.2008

Freitag, 12. Dezember 2008
13.00h Begrüßung und Einführung
Tile von Damm / Falko Schmieder (ZfL)

13.15h
Thomas Macho (Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Kultur- und Kunstwissenschaften): Überlegungen zu einer „Überlebenswissenschaft“

13.30h – 16.30h
Kulturgeschichtliche Zäsuren
Moderation: Franziska Thun-Hohenstein (ZfL)

Impulsreferate (je 10 min):
Juliane Brauer (Freie Universität Berlin): Am Rande des Sozialen: Überleben im Konzentrationslager

Eva-Maria Stolberg (Universität Duisburg-Essen): "Über-Leben und Sterben im KZ und Gulag". Der Versuch einer psychologischen Bewältigung der deutschen und sowjetischen Lagerwelt am Beispiel der Werke von Viktor Frankl und Alexander Sol'ženicyn

Fabian Kettner (Freie Universität Berlin): Empathie und Erfahrung. Zur Kontroverse zwischen Bettelheim und Des Pres über die Überlebenden des Lagers

Diskussion

Impulsreferate (je 10 min):
Detlev Schöttker (Technische Universität Dresden): Heiterkeit und Überlebenswille. Von Nietzsche zu Jünger

Zoran Terzić (ZfL): Das (Über-)Leben der Anderen - Todesabwehr und Verwandlung bei Elias Canetti

Lisa Regazzoni (Goethe Universität Frankfurt am Main): Die Mehrdeutigkeit des Überlebensbegriffs und die aporetischen Folgen hinsichtlich der Schuldfrage

Diskussion

17.00h – 20.00h
Aktuelle Kontexte
Moderation: Falko Schmieder (ZfL)

Impulsreferate (je 10 min):
Johannes Scheu (Universität Konstanz): Über Leben im Elend und der Exklusion. Theoretisierungsversuche extremer Armut in der frühen und neueren Soziologie

Wim Peeters (Universität Leiden): Die Frage nach dem sozialen Überleben in der deutschen Gegenwartsliteratur

Rike Bolte (Freie Universität Berlin): Überlebens-Kunst als Ressource? Poetry of Place und Autopoiesis in Mexico City, Medellín, Lima und Buenos Aires

Diskussion

Impulsreferate (je 10 min):
Judith Kasper (Universität Ca’ Foscari, Venedig): Trauer, Triumph und Trauma. Zur Frage der ethischen Dimension des Überlebens

Barbora Kimáková (Humboldt-Universität zu Berlin): Dimensionen eines „Sprachenüberlebens“

Ute Raßloff (GWZO Leipzig): Unter widrigen Umständen. Das Überleben in der Apologetik "kleiner Nationen" Mitteleuropas

Diskussion

Samstag, 13. Dezember 2008
10.00h
Thomas Schmidt (Humboldt-Universität zu Berlin): Entscheidungen unter Risiko

10.15h – 13.00h
Zukunftsszenarien
Moderation: Tile von Damm (ZfL)

Impulsreferate (je 10 min):
Gregor Betz (Universität Stuttgart): Zur Konzeptualisierung des Worst Case

Sabine Höhler (Deutsches Museum München): Life Support: Die Experimentalisierung des Lebensraums im All

Diskussion

Wolfgang Krohn (ZIF, Universität Bielefeld): Realexperimente

Ina Schmied-Knittel (Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene Freiburg): Post mortem. Nahtod-Forschung und (natur-) wissenschaftliche Überlebenshypothesen

Diskussion