Kommunismus als Religion
Program
Zum Vortrag
Keine weltliche Religion des 20.
Jahrhunderts hat eine vergleichbare Anziehungskraft auf europäische
Intellektuelle ausgeübt wie der Kommunismus. Der Vortrag spürt den
Gründen dieser Begeisterung nach, indem er die Konturen des
kommunistischen Glaubens und die Funktionsweise des Kommunismus als
Religion skizziert.
Zur Person
Michail
Ryklin (*1948) lehrt am Institut für Philosophie der Russischen
Akademie der Wissenschaften in Moskau. 2007/2008 ist er
Mercator-Gastprofessor am Institut für Slawistik der
Humboldt-Universität Berlin. Ryklin repräsentiert ein Denken an der
Peripherie ideologischer Diskurse. Mit seinen philosophischen Analysen
von Terrorsystemen macht er die Problematik des Terrors in der
stalinistischen Sowjetunion und im post-stalinistischen Russland zum
Thema (s)einer Philosophie, die eine "Lücke im westlichen Archiv" füllt.
Sein Denkhorizont ist orientiert an Problemen der Geschichte der
wechselseitigen Wahrnehmung zwischen Russland und Westeuropa.
Anfang
der 1980er Jahre war Ryklin einer der Mitbegründer des Moskauer Verlags
Ad Marginem, in dem u.a. die russische Erstübersetzung von Sein und Zeit erschien. Er selbst übersetzte u.a. Lévi-Strauss' Anthropologie structurale
ins Russische. So trug er maßgeblich zur Verbreitung westeuropäischer
Gegenwartsphilosophie in Russland bei. Als ständiger Mitarbeiter von Lettre Internationale
ist er in den letzten Jahren zu einem der renommiertesten Publizisten
im Spannungsfeld zwischen Ost und West geworden. Seit 2006 ist Ryklin Honorary Member des ZfL.
Publikationen (Auswahl)
In deutscher Übersetzung zuletzt erschienen: Kommunismus als Religion. Die Intellektuellen und die Oktoberrevolution (Frankfurt a. M. 2008); Mit dem Recht des Stärkeren. Russische Kultur in Zeiten der gelenkten Demokratie (Frankfurt a.M. 2006), Dekonstruktion und Destruktion (Zürich 2006), Verschwiegene Grenze. Briefe aus Moskau 1995–2003 (Berlin 2003), Räume des Jubels. Totalitarismus und Differenz (Frankfurt a.M. 2003).