Mittwochsvortrag
12.11.2008 · 21.00 Uhr

Kommunismus als Religion

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum 308

Programm



Zum Vortrag
Keine weltliche Religion des 20. Jahrhunderts hat eine vergleichbare Anziehungskraft auf europäische Intellektuelle ausgeübt wie der Kommunismus. Der Vortrag spürt den Gründen dieser Begeisterung nach, indem er die Konturen des kommunistischen Glaubens und die Funktionsweise des Kommunismus als Religion skizziert.

Zur Person
Michail Ryklin (*1948) lehrt am Institut für Philosophie der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau. 2007/2008 ist er Mercator-Gastprofessor am Institut für Slawistik der Humboldt-Universität Berlin. Ryklin repräsentiert ein Denken an der Peripherie ideologischer Diskurse. Mit seinen philosophischen Analysen von Terrorsystemen macht er die Problematik des Terrors in der stalinistischen Sowjetunion und im post-stalinistischen Russland zum Thema (s)einer Philosophie, die eine "Lücke im westlichen Archiv" füllt. Sein Denkhorizont ist orientiert an Problemen der Geschichte der wechselseitigen Wahrnehmung zwischen Russland und Westeuropa.

Anfang der 1980er Jahre war Ryklin einer der Mitbegründer des Moskauer Verlags Ad Marginem, in dem u.a. die russische Erstübersetzung von Sein und Zeit erschien. Er selbst übersetzte u.a. Lévi-Strauss' Anthropologie structurale ins Russische. So trug er maßgeblich zur Verbreitung westeuropäischer Gegenwartsphilosophie in Russland bei. Als ständiger Mitarbeiter von Lettre Internationale ist er in den letzten Jahren zu einem der renommiertesten Publizisten im Spannungsfeld zwischen Ost und West geworden. Seit 2006 ist Ryklin Honorary Member des ZfL.

Publikationen (Auswahl)
In deutscher Übersetzung zuletzt erschienen: Kommunismus als Religion. Die Intellektuellen und die Oktoberrevolution (Frankfurt a. M. 2008); Mit dem Recht des Stärkeren. Russische Kultur in Zeiten der gelenkten Demokratie (Frankfurt a.M. 2006), Dekonstruktion und Destruktion (Zürich 2006), Verschwiegene Grenze. Briefe aus Moskau 1995–2003 (Berlin 2003), Räume des Jubels. Totalitarismus und Differenz (Frankfurt a.M. 2003).