Lasha Bakradze: Deutsch-Georgische Wechselfälle. Graf Schulenburg und die deutschgeorgischen Beziehungen
Die Geschichte der Kaukasusregion muss in Deutschland erst noch entdeckt werden. Der Vortrag von Dr. Lasha Bakradze, u.a. Historiker und Leiter des georgischen Literaturmuseums, thematisiert insbesondere die deutschen Beziehungen zum unabhängigen Georgien nach dem Ersten Weltkrieg. Hier erwies sich Friedrich Werner von der Schulenburg als Schlüsselfigur. Schulenburg ist in Deutschland v.a. als Botschafter in Moskau (ab 1934) und als Teilnehmer am Widerstand gegen Hitler (1944) bekannt. Er war als Kaukasuskenner nach dem Ersten Weltkrieg die treibende Kraft hinter der deutschen Unterstützung für die georgische Unabhängigkeit. Der Vortrag skizziert die Kalkulationen und Motivationen der deutsch-georgischen Diplomatie dieser Jahre. Damit wird nicht nur eine vielfach vernachlässigte Periode der deutsch-georgischen Beziehungen beleuchtet, sondern ein erneut aktuelles Thema angesichts der derzeitigen internationalen Situation im Spannungsfeld von Unabhängigkeit, Frieden, Sicherheit und Großmachtpolitik im Kaukasus zur Diskussion gestellt.
Dr. Lasha Bakradze, geb. 1965, studierte u.a. in Jena Germanistik und Literaturwissenschaften sowie an der Humboldt-Universität zu Berlin Geschichte. 2001 promovierte er an der Iwane-Dschawachischwili-Universität in Tbilissi über »Deutsch-Georgische Beziehungen während des Ersten Weltkrieges«. Er ist Professor an der Ilia-Universität Tbilissi und seit 2010 Leiter des Giorgi-Leonidze Literaturmuseums in Tbilissi. Im Frühjahr 2023 kuratierte er die Ausstellung »Schulenburg und die Erste Georgische Republik« des Goethe-Instituts Georgien.
Moderation: Zaal Andronikashvili (ZfL)
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Büro Georgien der Max Weber Stiftung und der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg statt.
Abb. oben: Friedrich Werner von der Schulenburg, © Bundesarchiv, N 2273 Bild-1293-10.
Porträt Lasha Bakradze: © Lasha Bakradze.