ZwischenRäume 13
15.06.2007 · 16.30 Uhr

Wissenschaftsfiktionen: Zeitsprünge . Temporale Überschreitungen in den Wissenschaften

Ort: Freie Universität Berlin, Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin
Organisiert von Katrin Solhdju, Philippe von Hillgers, Ana Ofak, Jutta Müller-Tamm
Kontakt: bwildenh [@] zedat.fu-berlin.de
ZfL-Projekt(e): ZwischenRäume

Programm

Veranstaltungsreihe der Berliner Institutionen: Hermann-von-Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung und Freie Universität Berlin.

Der Name ZwischenRäume steht für halbjährliche Kooperationstreffen, die seit Februar 2001 zwischen dem Hermann-von-Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und dem Zentrum für Literatur- und Kulturforschung abgehalten wurden und die nun unter Beteiligung des Instituts für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität Berlin fortgesetzt werden. Ziel dieser Treffen ist es, den Austausch zwischen den vier beteiligten Einrichtungen sowohl auf inhaltlicher als auch auf personeller Ebene zu intensivieren. Die Veranstaltung Zeitsprünge . Temporale Überschreitungen in den Wissenschaften versteht sich als dritter Teil einer Reihe mit dem Titel Wissenschaftsfiktionen. Methoden - Figuren - Projekte, die jeweils unterschiedliche Perspektiven auf die vielfältigen, häufig unklaren und umstrittenen Verbindungen von Wissenschaft und Fiktion entwickelt.

Zeitsprünge . Temporale Überschreitungen in den Wissenschaften

'Natura non facit saltus' - die Natur macht keine Sprünge - formulieren Leibniz, Linné und andere einen Basissatz des 18. Jahrhunderts. Obwohl die moderne theoretische Physik das inzwischen anders sieht, so erscheint doch die Fähigkeit zum Springen und zu Sprüngen auch als ein kulturelles Privileg. Als solches prägt der diskontinuierliche, im Sinne des Zitats 'sprunghafte' Übergang von einem Zustand in einen Anderen auch die - an sich systematischen Ansprüchen unterworfene - moderne Wissenschaft. Das scheint uns insbesondere dort der Fall zu sein, wo es ihr um die Projektierung von zukünftigen anthropologischen Perspektiven und Paradigmen geht. Hier muss sie notwendig hypothetische Annahmen über den Zustand noch unerreichter Zeiträume zugrunde legen und zugleich Begriffe und Konzepte entwickeln, die deren Vermessung, Kartierung und utopischen Festschreibung dienen. Damit aber unternimmt Wissenschaft eine 'Zeitreise' - eine Bewegung in der Zeit, die vom gewöhnlichen Zeitablauf abweicht - und entzieht sich ein Stück weit der eigenen Gegenwärtigkeit. Denn wo sich sowohl Wissen als auch habituelle gesellschaftliche Praxis als begrenzt erweisen, müssen die Zielvorstellungen wissenschaftlichen Handelns in Konstruktionen wirksam werden, die einen phantasierenden und imaginativen Charakter aufweisen. Zu prüfen ist, ob solche Wissenschaftsfiktionen in der selben Weise, wie es Wolfgang Iser für literarische Fiktionen entwirft, als 'eigentümliche Übergangsgestalten' funktionieren, die sich zum Zweck gegenseitiger Anschließbarkeit zwischen das bereits Gewusste und das in Zukunft zu Wissende schieben. Als Ort dieser Austauschprozesse aber würden Fiktionen dann selbst zum Faktum: In ihnen manifestiert sich die Fiktionsbedürftigkeit des Menschen als gesellschaftliche und wissenschaftliche Praxis.

PROGRAMM

14:30 Begrüßung

14:35-15:35
Hyo Yoon Kang: Die Erfindung in der fiktiven Zeit des Patentrechts
Moderation: Philipp von Hilgers

15:40-16:40 Christian Kassung: Die Zukunft des Wissens
Moderation: Ana Ofak

17:00-18:00 Gloria Meynen: 1*die Welt im Plural, bitte
Moderation: Katrin Solhdju