Wissenschaftsfiktionen: Zeitsprünge . Temporale Überschreitungen in den Wissenschaften
Program
Veranstaltungsreihe
der Berliner Institutionen: Hermann-von-Helmholtz-Zentrum für
Kulturtechnik, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Zentrum
für Literatur- und Kulturforschung und Freie Universität Berlin.
Der Name ZwischenRäume
steht für halbjährliche Kooperationstreffen, die seit Februar 2001
zwischen dem Hermann-von-Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik, dem
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und dem Zentrum für
Literatur- und Kulturforschung abgehalten wurden und die nun unter
Beteiligung des Instituts für Deutsche und Niederländische Philologie
der Freien Universität Berlin fortgesetzt werden. Ziel dieser Treffen
ist es, den Austausch zwischen den vier beteiligten Einrichtungen sowohl
auf inhaltlicher als auch auf personeller Ebene zu intensivieren. Die
Veranstaltung Zeitsprünge . Temporale Überschreitungen in den Wissenschaften versteht sich als dritter Teil einer Reihe mit dem Titel Wissenschaftsfiktionen. Methoden - Figuren - Projekte,
die jeweils unterschiedliche Perspektiven auf die vielfältigen, häufig
unklaren und umstrittenen Verbindungen von Wissenschaft und Fiktion
entwickelt.
Zeitsprünge . Temporale Überschreitungen in den Wissenschaften
'Natura
non facit saltus' - die Natur macht keine Sprünge - formulieren
Leibniz, Linné und andere einen Basissatz des 18. Jahrhunderts. Obwohl
die moderne theoretische Physik das inzwischen anders sieht, so
erscheint doch die Fähigkeit zum Springen und zu Sprüngen
auch als ein kulturelles Privileg. Als solches prägt der
diskontinuierliche, im Sinne des Zitats 'sprunghafte' Übergang von einem
Zustand in einen Anderen auch die - an sich systematischen Ansprüchen
unterworfene - moderne Wissenschaft. Das scheint uns insbesondere dort
der Fall zu sein, wo es ihr um die Projektierung von zukünftigen
anthropologischen Perspektiven und Paradigmen geht. Hier muss sie
notwendig hypothetische Annahmen über den Zustand noch unerreichter
Zeiträume zugrunde legen und zugleich Begriffe und Konzepte entwickeln,
die deren Vermessung, Kartierung und utopischen Festschreibung dienen.
Damit aber unternimmt Wissenschaft eine 'Zeitreise' - eine Bewegung in
der Zeit, die vom gewöhnlichen Zeitablauf abweicht - und entzieht sich
ein Stück weit der eigenen Gegenwärtigkeit. Denn wo sich sowohl Wissen
als auch habituelle gesellschaftliche Praxis als begrenzt erweisen,
müssen die Zielvorstellungen wissenschaftlichen Handelns in
Konstruktionen wirksam werden, die einen phantasierenden und
imaginativen Charakter aufweisen. Zu prüfen ist, ob solche
Wissenschaftsfiktionen in der selben Weise, wie es Wolfgang Iser für
literarische Fiktionen entwirft, als 'eigentümliche Übergangsgestalten'
funktionieren, die sich zum Zweck gegenseitiger Anschließbarkeit
zwischen das bereits Gewusste und das in Zukunft zu Wissende schieben.
Als Ort dieser Austauschprozesse aber würden Fiktionen dann selbst zum
Faktum: In ihnen manifestiert sich die Fiktionsbedürftigkeit des
Menschen als gesellschaftliche und wissenschaftliche Praxis.
PROGRAMM
14:30 Begrüßung
14:35-15:35
Hyo Yoon Kang: Die Erfindung in der fiktiven Zeit des Patentrechts
Moderation: Philipp von Hilgers
15:40-16:40 Christian Kassung: Die Zukunft des Wissens
Moderation: Ana Ofak
17:00-18:00 Gloria Meynen: 1*die Welt im Plural, bitte
Moderation: Katrin Solhdju