Das Leben schreiben
Warlam Schalamow: Biographie und Poetik

Matthes & Seitz Berlin, 2022, 536 Seiten
ISBN 978-3-95757-037-6

Der Dichter und Schriftsteller Warlam Schalamow hegte keine Zweifel daran, ein eigenständiges Wort in der Literatur gesprochen zu haben. Die ersehnte Anerkennung blieb ihm jedoch zeitlebens versagt. Sein Hauptwerk, die sechs Zyklen der Erzählungen aus Kolyma, die das Geschehen in den Zwangsarbeitslagern des Gulag am Kältepol der Erde reflektieren, erschien posthum nach Auflösung der Sowjetunion. Schalamow lebte in einer von Brüchen und Verlusten gezeichneten Zeit russischer Geschichte, in der sich kaum jemand der bedrohlichen Macht der Politik zu entziehen vermochte. Zum Widerstand wurde ihm dabei die Dichtkunst. Franziska Thun-Hohenstein erzählt in der ersten umfassenden Biographie fesselnd vom Leben und Werk Schalamows, ohne sie einer einfachen Entwicklungslogik unterzuordnen. So stehen auch hier Widersprüchliches und Fragmentarisches nebeneinander und beleuchten ein einzigartiges und auf brutale Weise von seiner Zeit geschundenes Leben. Die Kraft, seiner Zeit zu widerstehen und einen lebenslangen Kampf um die Wahrung der Eigenständigkeit im Leben wie im Schreiben zu führen, schöpfte Warlam Schalamow sein Leben lang – als Kind, als junger Mann wie nach der Kolyma – aus der Kunst, aus der Dichtung.

***

»Eindrucksvoll und überzeugend wirkt Thun-Hohensteins Verständnis für das Recht Schalamows, aus seiner Position und Lebenswelt heraus auch bisweilen ungerecht zu sein – den anderen wie sich selbst gegenüber.«
Aage A. Hansen-Löve, Wespennest 85 (2023)
 
»Die Slawistin Franziska Thun-Hohenstein, die die deutsche Ausgabe ediert hat, legt nun eine große Biographie Schalamows vor, die sich zugleich als Poetik versteht und gerade dadurch zur angemessensten Darstellung eines Lebens findet, dessen zentrale und qualvollste Erfahrungen nur in der literarischen Durchformung überliefert sind.«
Wolfgang Schneider, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2.8.2023
 
»Bereits der Titel des Werkes Das Leben schreiben hebt hervor, worum es Thun-Hohenstein geht: um das Schreiben über das Erlebte, nicht um das Erlebte.«
Jörg Plath, Deutschlandfunk Büchermarkt vom 4.12.2022
 

***

Bücher im Gespräch

Episode 12: Warlam Schalamow – Biographie und Poetik

Im Podcast des ZfL spricht Franziska Thun-Hohenstein mit Stefan Willer über die Bücher Das Leben schreiben und den von Gabriele Leupold übersetzten Briefband Ich kann keine Briefe schreiben (beide Berlin: Matthes & Seitz 2022).

Veranstaltung

Buchvorstellung
09.11.2022 · 19.00 Uhr

Das Leben schreiben. Warlam Schalamow: Biographie und Poetik

Haus für Poesie, Knaackstr. 97, 10435 Berlin

weiterlesen

Medienecho

06.11.2023
Im Lager der Literatur

Rezension von Aage A. Hansen-Löve, in: Wespennest 185 (2023), 96–102

20.09.2023
Gedichte wie Gebete als Antwort auf den Terror

Rezension von Uwe Wolff, in: Die Tagespost (20.9.2023)

02.08.2023
Anpassung nützte wenig

Rezension von Wolfgang Schneider, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 177 (2.8.2023), 10

10.03.2023
Abschluß und Auftakt zugleich

Hoffnung und Hunger, Kälte und Lüge grundieren die erschütternde Biographie über die illusionslose Verflechtung von Leben und Literatur des russischen Schriftstellers Warlam Schalamow. Rezension von Volker Strebel, in: literaturkritik.de, 10.3.2023

04.03.2023
Kontakt mit der Vergangenheit

Schriftsteller Warlam Schalamow überlebte den sowjetischen Gulag. Seine Briefe sowie seine Biografie geben Einblicke in eine Poetik des Schreckens. Rezension von Fokke Joel, in: taz, 4.3.2023

02.03.2023
Das Lager erzählen

Rezension von Ulrike Baureithel, in: WOZ Die Wochenzeitung 9 (2.3.2023)

26.01.2023
Warlam Schalamow: Die karge Meisterprosa eines Antistalinisten

Rezension von Ronald Pohl, in: Der Standard, 26.1.2023

24.01.2023
Die gefrorene Seele: Warlam Schalamow in seinen Briefen – und in einer Biografie

Rezension von Ulrike Baureithel, in: Tagesspiegel, 24.1.2023

08.01.2023
Warlam Schalamow

Rezension von Gisela Erbslöh, in: SWR2, Sendung: lesenswert Magazin, 8.1.2023

04.12.2022
Das Leben im Zeichen des Todes schreiben

Rezension von Jörg Plath, in: Deutschlandfunk Büchermarkt, 4.12.2022

18.11.2022
Mensch aus der Hölle

Rezension von Alexander Kluy, in: Buchkultur. Das Internationale Buchmagazin, 18.11.2022

09.11.2022
Ihr wunderbares Lager ist ja ohne Läuse!

Rezension von Christiane Pöhlmann, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung 261 (9.11.2022), 10

07.11.2022
Wolfwerdung im russischen Straflager

Rezension von Anne-Catherine Simon, in: Die Presse, 7.11.2022, 23