ZfL INFO 80/2024: Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten
Buchpräsentation
Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten
Ort: Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Eberhard-Lämmert-Saal, Eingang Meierottostr. 8, 10719 Berlin
Präsentation des Buches Feuerdörfer. Wehrmachtsverbrechen in Belarus – Zeitzeugen berichten von Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik, übersetzt von Thomas Weiler (Berlin: Aufbau Verlag 2024) mit Irina Scherbakowa, Thomas Weiler, Aliaksandr Dalhouski und Nina Weller
1975 erschien in Minsk das Buch Ich bin aus einem Feuerdorf ... Darin kommen Augenzeugen zu Wort, die die nationalsozialistischen Massaker der deutschen Besatzer in den belarussischen »Feuerdörfern« während des Zweiten Weltkriegs überlebt haben. Ales Adamowitsch, Janka Bryl und Uladsimir Kalesnik hatten die Überlebenden in den frühen 1970er Jahren im ganzen Land ausfindig gemacht, ihre Erinnerungen auf Tonband festgehalten und in eine Stimmensammlung überführt. Behutsam gerahmt und zu Kapiteln geordnet, entstand aus den Stimmen eine verdichtete Erzählung in chorischer Vielstimmigkeit, die über eine Collage weit hinausgeht.
Das Buch gehört neben dem Blockadebuch (mit Zeugenberichten von Überlebenden der Blockade Leningrads) zu den Meilensteinen der sowjetischen Erinnerungsliteratur und gilt als Schlüsselwerk des vielstimmigen dokumentarischen Erzählens, das sich auch Swetlana Alexijewitsch zum Vorbild nahm. Ich bin aus einem Feuerdorf ... wurde Ende der 1970er Jahr in zahlreiche Sprachen übersetzt, allerdings nicht ins Deutsche. Mit der Übersetzung von Thomas Weiler für den Aufbau Verlag liegt das Buch nun endlich auch in deutscher Sprache vor.
Zur Buchpremiere diskutieren die Historikerin und Publizistin Irina Scherbakowa (Zukunft Memorial/Berlin), Thomas Weiler (Gastprofessor für Poetik der Übersetzung an der Freien Universität Berlin), der Historiker Aliaksandr Dalhouski (Bundesinstitut für Kultur und Geschichte des östlichen Europa/Geschichtswerkstatt Minsk) und die Slawistin Nina Weller (ZfL) über den historischen Kontext der »Verbrannten Dörfer« sowie über die Entstehung und Rezeption des Buches. Dabei wird es auch um seine enorme Bedeutung bei der Ausleuchtung »blinder Flecken« in der deutschen Erinnerungskultur gehen, die Herausforderungen an die Übersetzung und seine Aktualität in Zeiten des Krieges und antidemokratischer Entwicklungen.
Die Diskussion findet auf Deutsch statt. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung nicht nötig.
Abb. oben: Gedenkstätte Chatyn, © Nina Weller
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