Martin Treml: »Pathetische Gebärdensprache«. Theorie des Gestischen in Aby Warburgs Bilderatlas
Lecture in the context of the exhibition Gesten – gestern, heute, übermorgen (11 Apr 2019–01 Sep 2019) at the Museum für Kommunikation Berlin
Der Hamburger Kunst- und Kulturhistoriker Aby Warburg (1866–1929) arbeitete in seinen letzten fünf Lebensjahren mit ganzer Kraft an vor allem einem Projekt, das er »Bilderatlas« nannte. Dieser sollte Bilder zu Tafeln anordnen und sie erklärende Texte umfassen. Die Tafeln zeigten sogenannte »Pathosformeln«, die »Energiekonserven« darstellen, in die seit der Antike als Inhalt höchste Affekte gegossen werden: Ob es sich dabei um unerträglichen Schmerz oder um beglückende, alle Fesseln lösende Ekstase handelt, ist erst aus dem Kontext bestimmbar.
Im Zentrum dessen steht eine Gebärdensprache, die »von der hilflosen Versunkenheit bis zum mörderischen Menschenfraß« reicht, wie an ausgewählten Beispielen deutlich gemacht wird.
In German.
Martin Treml is a Religious studies and Jewish studies scholar and head of the project Aby Warburg and cultures of religion.
Fig. above: Exhibition picture: Artificial hands form a gesture, © Museum für Kommunikation Berlin