ZfL INFO 30/2023: ZfL-Literaturtage im Literaturhaus Berlin: Spiele (9.–10.6.2023)
Spiele
Spiele bringen eigene Welten hervor. Sie öffnen die Tür zu Räumen, in denen bestimmte Regeln gelten und andere gebrochen werden. Kinder begreifen sie oft besser als die Erwachsenen. Spiele stiften Gemeinschaft, intensivieren Beziehungen und lenken vom Alltag ab, im Sport genauso wie beim Musik-, Kegel- oder Brettspieleabend. Seit einigen Jahrzehnten entführen Videospiele in komplexe virtuelle Welten, in Escape Rooms wiederum werden Spielende dazu herausgefordert, durch das Lösen von Rätseln einen Ausweg zu finden. Es wird als positive Eigenschaft wahrgenommen, sich über die Kindheit hinaus ein Interesse an Spielen und Verspieltheit zu bewahren. Wer nicht bereit ist, sich auf originelle Situationen oder kleine Regelverstöße einzulassen, gilt gern mal als Spielverderber, genau wie all jene, denen es nicht gelingt, widersinnig oder verrückt anmutende Spielregeln für einen bestimmten Zeitraum ernst zu nehmen.
Ihre Unschuld haben Spiele längst verloren oder sie vielleicht auch nie gehabt: Der Wunsch zu spielen ist immer schon verbunden mit Grenzüberschreitung und Regelbruch. Das gilt nicht nur für verführende Macht-, Glücks- und Liebesspiele, sondern kann jede, selbst die kindlichste Form des Spielens betreffen. Im vorvergangenen Jahr hat das die koreanische Serie Squid Game beispielhaft gezeigt: In der Serienwelt treten arme Menschen in einem Wettkampf an und setzen ihr Leben unter anderem beim Murmelspiel ein, um zu Reichtum zu gelangen. Das Nachspielen dieser brutalen Szenen wurde zu einem weltweiten Phänomen, in dem sich Gewalt und Spiel auch real vermischten.
Spiele sind nicht nur Gegenstände oder Prozesse in fiktionalen Welten – Filmen oder literarischen Texten. Spielen ist Teil jedes künstlerischen Prozesses und auch des literarischen Schreibens. Der Gebrauch des literarischen Mediums selbst, der Sprache, ähnelt einem Spiel, ohne dass die Regeln fest definiert werden könnten. Literarische Texte spielen in und mit Sprache oder mit den erzählten Welten, die sie kunstvoll ineinander verschachteln, bis die Differenz zwischen Spiel und Ernst, Illusion und Realismus verschwimmt. In der Integration von Spielen, insbesondere auch Computerspielen, öffnet sich die Literatur nicht zuletzt für die Erzählweise anderer Medien und Kunstformen.
In acht Lesungen und Gesprächen versuchen die ZfL-Literaturtage im Literaturhaus Berlin 2023 mehr über die aktuellen Spielwelten und Spielweisen der Literatur zu erfahren, über spielerische Texte und das literarische Spiel mit anderen Erzählweisen wie denjenigen des Computerspiels.
Die Literaturtage des ZfL werden gemeinsam veranstaltet vom Literaturhaus Berlin und dem ZfL, in Kooperation mit dem Projekt Stadt, Land, Kiez. Nachbarschaften in der Berliner Gegenwartsliteratur und der Humboldt-Universität zu Berlin.
Programm
Freitag, 9.6.2023
13.45 Eröffnung
Lesungen und Gespräche mit ...
14.00
Heike Geißler und Janika Gelinek (Literaturhaus Berlin)
15.00
Anna Hetzer und Christina Ernst (ZfL)
16.30
Emma Braslavsky und Hanna Hamel (ZfL)
17.30
Teresa Präauer und Eva Geulen (ZfL)
19.00 Spieleabend
mit Emma Braslavsky, Raphaela Edelbauer und Barbi Marković
Samstag, 10.6.2023
Lesungen und Gespräche mit ...
15.00
Yoko Tawada und Ulrike Vedder (HU)
16.00
Magdalena Schrefel und Katrin Trüstedt (ZfL)
17.30
Andreas Bernard und Stefan Willer (HU)
18.30
Raphaela Edelbauer und Alexander Friedrich (ZfL)
Tagesticket 10€, ermäßigt 7€, Berlin-Ticket S 3€
Zweitagesticket 15€, ermäßigt 10€, Berlin-Ticket S 3€