Literaturgespräch
29.11.2025 · 18.00 Uhr

50 Jahre »Die Ästhetik des Widerstands«

Ort: Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Eberhard-Lämmert-Saal, Eingang Meierottostr. 8, 10719 Berlin
Organisiert von Claude Haas

Literaturgespräch mit Birgit Müller-Wieland und Ingo Schulze
Moderation: Arnd Beise und Michael Hofmann

»Wie sollten wir noch Romane schreiben, wenn ringsum Ungeheuerliches im Entstehn begriffen ist«?

Vor 50 Jahren, im Herbst 1975, erschien der erste Band der Ästhetik des Widerstands von Peter Weiss (1916–1982). Anfänglich von der Kritik ambivalent aufgenommen, wurde rasch klar, dass dieses Romanprojekt zwischen Historiografie und verlebendigender Fiktion ein Jahrhundertwerk ist, »eines der erregendsten, mutigsten und traurigsten Bücher« seiner Zeit, wie Wolfgang Koeppen es nannte.

In der Ästhetik des Widerstands verschränkt Weiss die Geschichte des Widerstands gegen Unterdrückung mit der Frage nach der Rolle von Kunst und Literatur für das Bewusstsein der Widerstehenden. Beispielhaft steht dafür die Geschichte jener, die zwischen 1937 und 1945 gegen den Faschismus kämpften.

Für viele Schriftsteller:innen der Gegenwart war die Lektüre dieses dreibändigen Monuments ein Erlebnis ganz eigener Art. Die Internationale Peter Weiss-Gesellschaft (IPWG) lädt deshalb ein zu einem Gespräch über die Bedeutung von Peter Weiss’ Romanprojekt für die eigene literarische Entwicklung. Arnd Beise und Michael Hofmann von der IPWG diskutieren mit der österreichischen Schriftstellerin Birgit Müller-Wieland und dem Berliner Autor Ingo Schulze, die beide 19 Jahre alt waren, als Peter Weiss seine »Ästhetik des Widerstands« vollendete.

»Die Hoffnungen würden bleiben. Die Utopie würde notwendig sein.«

 

Birgit Müller-Wieland ist eine in München lebende österreichische Schriftstellerin. 1989 promovierte sie mit der Arbeit Spurensuche weiblich. Über Sprache, Mythos und Erinnerungsvermögen in der »Ästhetik des Widerstands« von Peter Weiss. Sie veröffentlichte neben Beiträgen in Literaturzeitschriften und Anthologien bisher sieben Bücher (Prosa, Lyrik, Roman, Erzählungen), Hörspiele sowie Libretti. Neuere Publikationen sind u.a. der Roman Vom Lügen und Träumen (2021) und der Gedichtband Im Blick der beschämten Bäume (2023).

Der Schriftsteller Ingo Schulze, in Dresden geboren, lebt heute in Berlin. Mit Simple Storys (1998), einem »Roman aus der ostdeutschen Provinz«, wurde er international bekannt. 2006 erhielt er den Peter-Weiss-Preis. Sein Roman Peter Holtz - Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst (2017) war für den Deutschen Buchpreis nominiert. Zuletzt erschien von im Zu Gast im Westen. Aufzeichnungen aus dem Ruhrgebiet (2024). Seit 2023 ist er Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.

 

Abb. oben: © Dirk Naguschewski