Das Medium vor den Medien oder Der Lange Weg nach Toronto
Vorstellung von Erhard Schüttpelz: Medium, Medium. Elemente einer Anthropologie (Matthes & Seitz Berlin 2025)
Irgendwann in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts hat Marshall McLuhan, so heißt es immer wieder, in Toronto die Medientheorie erfunden (und dann gleich eine ihrer wichtigsten Schulen, die Toronto School, begründet). Der Medienwissenschaftler Erhard Schüttpelz (Siegen) zeigt in seinem neuen Buch Medium, Medium. Elemente einer Anthropologie, dass die Geschichte in dieser Form allerdings zu kurz erzählt ist. Denn die Medien (und ihre Theorie) kommen von weither: Bevor sie mit technischen Apparaturen identifiziert wurden, waren Medien all jene, die zwischen Himmel und Erde, zwischen Lebenden und Toten, zwischen An- und Abwesenden vermitteln konnten. Medialität meinte über Jahrtausende jene Praxis, die die Menschen und Nicht-Menschen verbindet. Erst die Moderne ließ die Medien mit ihrer Technologie in eins fallen und glaubte damit jene beunruhigende Fremdheit kassieren zu können, die den Medien seit jeher eignete und immer noch eignet. Wenn die Menschen also immer schon in einer Mediengesellschaft gelebt haben, dann brauchen wir eine neue Anthropologie, um überhaupt wieder sagen zu können, was Medien eigentlich sind und was sie zu leisten vermögen.
Gemeinsam mit der Kultur- und Medienwissenschaftlerin Karin Harrasser (Linz/Wien), die zu dem Buch auch das Vorwort verfasst hat, wird Erhard Schüttpelz sein Buch vor- und seine weitreichenden Thesen zur Diskussion stellen: Der lange Weg nach Toronto macht Station in der Meierottostraße 8.
Moderation: Patrick Eiden-Offe (ZfL)
Mit freundlicher Unterstützung durch Matthes & Seitz Berlin.
Abb. oben: © Matthes & Seitz Berlin