Freuds Referenzen
Programm
Die
 Psychoanalyse Sigmund Freuds hat ihre Spuren in nahezu allen 
Wissensfeldern des 20. Jahrhunderts hinterlassen. Doch auch Freud selbst
 war eingebunden in zeitgenössische Diskurse, entwickelte die 
Psychoanalyse in Korrespondenz mit bereits bestehenden Disziplinen. In 
seiner Bezugnahme auf Disziplinen wie Neurologie, 
Entwicklungsgeschichte, Embryologie oder Psychiatrie, aber auch auf 
Kunst und Literatur zeigt sich, dass Arbeiten mit Referenzen bei Freud 
zweierlei bedeutet: Einerseits entwickelt er aus dem Material, auf das 
er sich bezieht, Fragen und Deutungen seiner eigenen Theorie, 
andererseits übt die Beschäftigung auch mit zu seiner Zeit einer 
wissenschaftlichen Psychologie zunächst ferner erscheinenden 
Gegenständen wiederum Einfluss auf diese aus. Damit verändern sie sich 
innerhalb des Freudschen Bezugnehmens, die psychoanalytische 
Interpretation verändert sie - indessen auch umgekehrt: Das Material, 
das Freud bearbeitet, zeitigt Einfluss auf seine Theorie. Beide 
Bewegungen lassen sich kaum trennen. Anlässlich der gegenwärtigen 
Wiederentdeckung der Psychoanalyse durch die Neurowissenschaften, wird 
die Tagung "Freuds Referenzen" wissenschaftshistorische Wurzeln und 
Einflüsse im Werk Freuds sowie die Konjunkturen der Bezugnahme auf die 
Psychoanalyse von verschiedenen Seiten her in den Blick nehmen.
Was
 bedeuten die Freudschen Bezüge? Was bedeuten sie im Rahmen seiner 
Arbeit und wie - oder in welcher Form - funktionieren sie? Wann, wie und
 warum bezieht sich Freud auf wen - oder behauptet dies nicht zu tun? 
Umgekehrt ist zu fragen: Warum wird Freud wiederentdeckt? Welcher Freud 
ist es, der wiedergefunden wird? Verändern sich die Freudschen Konzepte,
 wenn auf sie Bezug genommen wird? Inwiefern unterscheiden sich die 
Bezugnahmen auf Freud, und was ist ihr jeweiliger Antrieb? Eine weitere 
Frage an Freuds epochales Werk wäre, ob sich die im Gefolge der 
aufkommenden Psychoanalyse aufgestellten Prognosen zur grundstürzenden 
Veränderung der conditio humana bewahrheitet haben, und inwieweit diese 
von neueren Theoriebildungen gestützt oder konterkariert werden. 
Mit
 Vertretern aus Kulturwissenschaft, Wissenschafts- und 
Medizingeschichte, Literaturwissenschaft, Psychologie und 
Neurowissenschaft wollen wir Freuds Referenzen wie auch die Referenzen 
auf Freud diskutieren.
PROGRAMM (Stand: 30.6.2009)
Montag, 13. Juli 2009
14.30
Peter Berz (Berlin/Weimar): Die Einzeller und die Lust
Gerhard Scharbert (ZfL): Sprache als Symptom von Pinel bis Freud
Moderation: Ohad Parnes (ZfL)
16.30
Heinz Schott (Bonn): Im Zauberspiegel der Selbstanalyse: Naturphilosophische Reminiszenzen bei Sigmund Freud
Mai Wegener (Berlin): Übertragen, Umlagern, Kappen. Freuds Apparat und das Unternehmen der Technik
Moderation: Christine Kirchhoff (ZfL)
18.30 
Brigitte Boothe (Zürich): Zur Aktualität der ödipalen Situation
Christine Kirchhoff (ZfL): Hoffnung, Aufschub, Reihenbildung: Freud und die Naturwissenschaften
Moderation: Falko Schmieder (ZfL)
Dienstag, 14. Juli 2009
9.30
Ilit Ferber (Tel Aviv): Language’s Wound. Freud on Aphasia
	Eckart Goebel (New York): Der Mythos von Innen und Außen. Freuds Leviathan (engl.) 
Moderation: Gerhard Scharbert (ZfL)
11.30
Felicity
 Callard/Constantina Papoulias (London): The Impossible Relation: 
Psychoanalysis, Neuroscience and the Question of the Drive
Katarina Fotopoulou (London): From Neurosciences, Cognitive Psychology to Freudian Metapsychology. Is there a Common Language?
Moderation: Sabine Flach (ZfL)
14.30
Philipp v. Hilgers (Berlin): Freud und die Kybernetik. Ein Versuch über Ein- und Ausschlüsse (engl.)
Armin Schäfer (ZfL/Erfurt): The Molecular Revolution in Psychiatry. Gilles Deleuze’s and Félix Guattari’s "Anti-Oedipus"
Moderation: Erik Porath (ZfL)
16.00
Abschlussdiskussion