Vortrag
24.04.2018 · 18.00 Uhr

Giorgi Gvakharia (Tbilissi): Zwischen Zwang und Freiheit. Poesie und Realismus im georgischen Film

Ort: ZfL, Schützenstr. 18, 10117 Berlin, 3. Et., Trajekte-Tagungsraum

Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Georgien – die Aufarbeitung der Sowjetgeschichte«

Georgisch mit deutscher Übersetzung

Georgien hat eine außergewöhnlich lebendige Filmszene und brachte bereits viele innovative Filmkünstler hervor. In den 1920er Jahren drehten Georgier wegweisende Stummfilme, die unter dem Einfluss der Avantgarde standen. Unter der Doktrin des Sozialistischen Realismus lieferte der georgische Film in den 1930er und 1940er Jahren systemkonforme Monumentalfilme und Stalin-Elogen, seine Blüte erlebte er jedoch in den 1950er und 1960er Jahren. Der typische lyrische Grundton ist nicht nur dem Druck der Zensur geschuldet, sondern auch Ausdruck einer besonderen Mentalität. Nach der Unabhängigkeit Georgiens geriet der georgische Film in eine Sinnkrise. In jüngster Zeit sind es vor allem Regisseurinnen, die den Film neu erfinden.

Giorgi Gvakharia ist Professor für Filmgeschichte und -theorie an der Staatlichen Ilia Universität Tbilissi. Außerdem ist er als Kunstkritiker, Journalist, Blogger sowie TV- und Radiomoderator tätig.
Gvakharia unterrichtet seit 1986 Geschichte und Theorie des Films. 1995 begann er als Korrespondent für Radio Liberty zu arbeiten, seit 2007 moderiert er dort die tägliche Sendung One Hour of Freedom. Zudem läuft seine wöchentliche Sendung The Red Zone aktuell im georgischen Fernsehen. Er ist Jurymitglied bei den internationalen Filmfestivals in Nyon (Schweiz) und Oberhausen.

Zur Veranstaltungsreihe:
2018 ist Georgien Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse. Aus diesem Anlass organisieren das Georgian National Book Center und das Soviet Past Research Laboratory Tbilissi (SOVLAB) zahlreiche Veranstaltungen, um georgische Literatur bekannt zu machen. SOVLAB wurde 2010 von georgischer Historikern, Forschern, Journalisten und Zivilaktivisten als Nichtregierungsorganisation gegründet. Es fördert Forschungen zur Aufarbeitung der sowjetischen Geschichte Georgiens.

Abb. oben: Filmstill aus: Eliso (Regisseur Nikolos Schengelaia, Georgien 1928).