Namen. Benennung, Verehrung, Wirkung (1850–1930)
Programm
Dass
 jedes Ding von Natur aus seine richtige Benennung erhalten habe, ist – 
seit Platon – Voraussetzung für ein Sprachverständnis, das von einer 
natürlich motivierten und unmittelbaren Beziehung zwischen Name und Ding
 ausgeht. Eine solche Namenstheorie impliziert, dass der Name im Ding 
schon vorhanden sei, dass er nur noch gefunden und extrahiert werden 
müsse. Religiös motivierte Namenskonzeptionen dagegen scheinen in eine 
etwas andere Richtung zu zielen. Hier ist es eher der Name, der das 
Ding, die Person oder die Sache prägt oder gar hervorbringt. 
Mythopoetische
 und religiöse Namenskonzepte spielen in der Sprachphilosophie und 
Literatur der Moderne eine prominente Rolle, und dies, obwohl diese 
Konzepte in deutlichem Widerspruch zu jenen – seit Ferdinand de Saussure
 tonangebenden – Sprachtheorien stehen, die von der Konventionalität und
 Arbitrarität des Zeichens ausgehen. Auf der Arbeitstagung soll jene 
Kehrseite der modernen Sprachphilosophie untersucht werden, für die 
Namensphilosophie, Onomaturgie und Onomatopoetik stellvertretend stehen 
können. Diskutiert werden soll, worin die Attraktivität dieser 
Namenskonzepte im Einzelfall bestand und welche Ausprägungen diese 
Konzepte in concreto erfuhren. Ausgehend von der Rolle des 
Namens (als sprachtheoretisches Konzept) in philosophischen und 
literarischen Texten der Moderne werden mit Benennung, Verehrung und Wirkung drei Dimensionen des Namens untersucht.
PROGRAMM:
Freitag, 4. Mai 2007
14.00 Uhr 
Begrüßung: Franziska Thun-Hohenstein (ZfL)
Religion
Moderation: Sandro Zanetti (Basel)
14.30 - 16.00 Uhr
Martin Treml (ZfL): Magie, Kraft und Verbot des Namens in den Religionen
Stefan Willer (ZfL): Wuchernde Abstraktion. Hermann Usener und Ernst Cassirer über Götternamen
Moderation: Tatjana Petzer (ZfL)
16.30 - 18.00 Uhr
Michael Hagemeister (Basel): Imjaslavie – imjadejstvie: Namensmystik und Namensmagie in Russland (1900-1930)
Thomáš Glanc (Prag/Moskau): Name – Sprache – Licht. Die russische Namensverehrung im Kontext der ‚westeuropäischen‘ Linguistik
Samstag, 5. Mai 2007
Namen-Geben
Moderation: Stefan Willer (ZfL)
10.30 - 12.00 Uhr
Thomas Schestag (Evanston): „Das Kind beim (rechten) Namen nennen“: ... Homer ... Goethe ... Joyce ...
Elisabeth Strowick (ZfL): "Sprödes Material". Zum Namen bei Freud
Psychophysik
Moderation: Justus Fetscher (ZfL)
14.30 - 16.00 Uhr
Erik Porath (ZfL): Zu Magie, Rhetorik und Psychophysik des Namens in der Psychoanalyse Sigmund Freuds
Tatjana Petzer (ZfL): Aleksej und Pavel. Zur psychophysischen Wirksamkeit von Namen bei Pavel Aleksandrovič Florenskij
Politik
Moderation: Sylvia Sasse (HU Berlin)
16.30 - 18.00 Uhr
Franziska Thun-Hohenstein (ZfL): Andrej Platonovs Poetik des Namens und der sowjetische Namenskult
Sandro Zanetti (Basel): 1919. Margarete Susman und die Politik des Namens
in Kooperation mit dem Institut für Slawistik der Humboldt Universität zu Berlin
