Eva Stubenrauch

Die Ordnung der Zukunft
Ästhetische Verfahren der Zeitmodellierung seit 1800

Studien zur deutschen Literatur Bd. 230
de Gruyter, Berlin/Boston 2023, 444 Seiten
ISBN 978-3-11-101511-8 (Print); 978-3-11-101550-7 (PDF)

Mit der ›Sattelzeit‹ und den gesellschaftlichen Transformationen um 1800 wird für gewöhnlich das Ende determinierter Zukunftserwartungen und der Beginn eines modernen, offenen Zukunftsdenkens verbunden. Diese Studie revidiert das Modernenarrativ der offenen Zukunft, indem sie den theoretischen und literarischen Schließungsverfahren nachgeht, mit denen die Lücke zwischen Erfahrungsraum und Erwartungshorizont im ausgehenden 18. Jahrhundert unmittelbar wieder geschlossen werden sollte.

Eine Verfahrensanalyse von Poetiken, Ästhetiken, Geschichtsphilosophie, Staatstheorie und Historiographie, von literarischen, probabilistischen, protobiologischen und kunsttheoretischen Schriften zeigt, dass die Schließung der offenen Zukunft keine spätere ›Entgleisung‹ der Moderne ist, sondern zur Grundstruktur ihrer Denkformen und Wissensordnungen gehört und als solche auch in den nachfolgenden Jahrhunderten regelmäßig wiederkehrt. Die Analysen legen die Modelle, Systematiken und Semantiken der Schließung künftiger Zeit frei: von Baumgarten bis Gumbrecht, von Lessing bis Milo Rau. Damit reformulieren sie Grundannahmen der literartur-, geschichts- und sozialwissenschaftlichen Zukunftsforschung.

Medienecho

30.08.2024
Die Ordnung der Zukunft

Rezension von Jörg Christöphler, in: H-Soz-Kult, 30.8.2024