Andrea Erwig

Waiting Plots
Zur Poetik des Wartens um 1900

Periplous. Münchener Studien zur Literaturwissenschaft
Verlag Wilhelm Fink, Paderborn 2018, 420 Seiten
ISBN 978-3-7705-6252-7

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bricht in der europäischen Literatur eine Wartezeit an, die quer steht zum Paradigma von Fortschritt, Beschleunigung und Produktivität. An die Stelle zielgerichteter Erwartungen tritt ein Verharren im Übergang, das neue dramatische und erzählerische Formen begründet.

Andrea Erwig geht den Darstellungsformen, Eigenzeiten und Phantasmen des Wartens u. a. bei Maeterlinck, Rilke, Musil und Freud nach und widmet sich dabei auch Warteräumen und institutionellen Machttechniken. Das literarische Warten zeigt sich in ihrer Studie von einer subversiven Seite: Die ›Waiting Plots‹ der frühen Moderne stemmen sich gegen die Bestimmtheit von Erwartungen und unterbrechen das lineare Fortschreiten von Geschichte, um sich dem Unbestimmten und Singulären der Wirklichkeit zu verschreiben. Das Fin de siècle erscheint aus dieser Perspektive als Übergangszeit, die Endgültigkeiten nicht nur beschwört, sondern sich diesen zugleich widersetzt.

Medienecho

23.11.2018
Warten – ein wichtiges Motiv in der Literatur um 1900

Radiogespräch mit Andrea Erwig, in: RBB Kulturradio vom 23.11.2018, 9.10 Uhr (5:47 min)