Buchvorstellung
01.11.2022 · 18.00 Uhr

Im Gehäuse des Wahns. Deutsche Schriftsteller im sowjetischen Exil

Ort: Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL), Schützenstraße 18, 10117 Berlin, 3. Etage, Trajekte-Tagungsraum
Organisiert von Patrick Eiden-Offe

Vorstellung des Buches Tribunale als Trauma. Die deutsche Sektion des sowjetischen Schriftstellerverbands. Protokolle, Resolutionen und Briefe (1935–1941) mit den Herausgeber*innen Anne Hartmann und Reinhard Müller

Moderation: Patrick Eiden-Offe

Die geschlossene Sitzung der Parteigruppe der Deutschen Sektion des Sowjetischen Schriftstellerverbands im September 1936 setzte ein Fanal: An vier quälend langen Abenden ging es um Verbrechen und Schuld, mangelnde Wachsamkeit und die Lehren, die aus dem Moskauer Schauprozess gegen die »trotzkistischen Banditen« zu ziehen seien.

Die im Band Tribunale als Trauma erstmals veröffentlichten Dokumente aus den Jahren 1935 bis 1941 erhellen ein dramatisches Geschehen, das in jenem Herbst nicht erst begann und auch nicht endete. In der Enklave der Exilautoren wendet sich der allgegenwärtige Terror nach innen. Auf engstem Raum belauert man sich gegenseitig und ringt um politische Akzeptanz und das persönliche Überleben. Die Dokumente lassen sich als Chronik einer inneren Zerrüttung lesen, die einerseits Mythen über das Literaturexil in der stalinistischen Sowjetunion aufbricht, andererseits das Schweigen der Akteure – darunter Johannes R. Becher, Willi Bredel, Georg Lukács, Herbert Wehner und Friedrich Wolf – in der Nachkriegszeit erklärt. Diese erstmals veröffentlichten Moskauer Archivfunde eröffnen eine neue Perspektive auf die Geschichte des deutschsprachigen Literaturexils in der Sowjetunion.