Mittwochsvortrag
13.11.2024 · 18.30 Uhr

Susanne Gehrmann (HU Berlin): »Grand Prix de l’Afrique noire en 1963 … mort en 1984 en Allemagne«. Eine Archivrecherche zu Jean-Ikelle Matiba

Ort: Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Eberhard-Lämmert-Saal, Eingang Meierottostr. 8, 10719 Berlin / Zoom
Organisiert von Sandra Folie, Gianna Zocco

Auftaktvortrag des Workshops Dualla Misipo: »Der Junge aus Duala«. Literaturwissenschaftliche Perspektiven auf ein frühes Werk der Schwarzen deutschen Literatur

Jean Ikelle-Matiba (1936–1984) ist ein frankophoner kamerunischer Autor des 20. Jahrhunderts, den es wiederzuentdecken gilt. Der in Paris promovierte Jurist ist quasi ausschließlich für seinen 1963 bei Présence Africaine erschienenen Roman Cette Afrique-là (dt. Adler und Lilie in Kamerun, 1966) bekannt. Im Archiv an der HU Berlin schlummern jedoch unpublizierte Skripte von Essays Ikelle-Matibas sowie Briefe an den Publizisten Janheinz Jahn. Eine Verlagskorrespondenz seiner deutschen Übersetzerin Erica de Bary zeigt, wie sehr seine Kolonialismuskritik im Deutschland der 1960er Jahre gefürchtet wurde. Eine weitere Korrespondenz mit der Literaturwissenschaftlerin Almut Seiler-Dietrich aus den 1970er Jahren legt zudem offen, wie Ikelle-Matiba um seine Anerkennung als Dichter und Intellektueller in Deutschland kämpfte. Wie kam es dazu, dass Jean Ikelle-Matiba trotz seiner Freundschaft mit dem einflussreichen Janheinz Jahn im Literaturbetrieb marginalisiert wurde? Wie können wir seine Schriften heute lesen und in Debatten um Dekolonisierungsprozesse einordnen?  Diese und weitere Fragen, die sich aus der Archivrecherche – die noch als work in progress zu verstehen ist – ergeben, möchte ich in meinem Vortrag bearbeiten.

 

Susanne Gehrmann ist Professorin für Afrikanische Literaturen und Kulturen am Seminar für Afrikawissenschaften und Mitglied des Zentrums für transdisziplinäre Geschlechterforschung der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie promovierte 2001 an der Universität Bayreuth in romanischer Literaturwissenschaft und Komparatistik mit einer diskursanalytischen Arbeit zur Literatur der Kongo-Greuel um 1900. Susanne Gehrmann hat in Senegal, Togo, Belgien, Kongo, Ghana, Kanada, Südafrika und Tansania geforscht und gearbeitet.

Publikationen (Auswahl):

  • Hg.: Arts et activismes afroqueer. Littératures, images, performances. Paris: Karthala 2024 (mit Dorothée Boulanger)
  • Hg.: Crossings and Comparisons in African Literatures and Cultures. Trier: WVT 2022 (mit Pepetual Mforbe Chiangong)
  • Autobiographik in Afrika. Literaturgeschichte und Genrevielfalt. Trier: WVT 2021
  • Hg.: Emerging Trends in Eastern African Literatures and Cultures. Glienicke: Galda Verlag 2020 (mit Obala Fanuel Musumba, Oduor Obura und James Ogone)
  • Hg.: Stichproben. Wiener Zeitschrift für kritische Afrikastudien 17 (2009): Klang, Bild, Text. Intermedialität in afrikanischen Literaturen (mit Viola Prüschenk)
  • Kongo-Greuel. Zur literarischen Konfiguration eines kolonialkritischen Diskurses (1890–1910). Hildesheim: Georg Olms Verlag 2003

 

Der Eintritt ist frei. Anmeldungen für die Teilnahme im Zoom bitte an anmeldung@zfl-berlin.org.