Förderung der Leibniz-Gemeinschaft für das Verbundvorhaben »Anpassung und Radikalisierung. Dynamiken der Populärkultur(en) im östlichen Europa vor dem Krieg«
Das Forschungsvorhaben »Anpassung und Radikalisierung. Dynamiken der Populärkultur(en) im östlichen Europa vor dem Krieg« (»Adjustment and Radicalisation. Dynamics in Popular Culture(s) in Pre-War Eastern Europe«) unter Leitung von Matthias Schwartz vom Berliner Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) wird im Rahmen des Programms »Leibniz-Kooperative Exzellenz« mit einer Gesamtsumme von knapp einer Million Euro unterstützt.
Das auf drei Jahre angelegte Verbundvorhaben untersucht die Entwicklungsdynamiken in den Populärkulturen in Belarus, Polen, Russland, Ukraine und Ungarn seit den 1980er Jahren erstmals in interdisziplinärer und vergleichender Perspektive. Zusammen mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa in Leipzig (GWZO), dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) und der Professur für Slavische Literatur- und Kulturwissenschaft (Schwerpunkt Polonistik) an der Universität Potsdam werden in einer Reihe von Fallstudien unterschiedliche Phänomene und Genres der Populärkultur wie Popmusik oder Fernsehserien erforscht.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine stellt die Forschungen zum östlichen Europa vor neue Herausforderungen. Das Projekt geht davon aus, dass Antworten auf die Frage, was zu dem Krieg geführt hat, nicht nur im politischen und ökonomischen Bereich zu finden sind. So nimmt das Projekt die Entwicklungen populärer Kulturen in den fünf genannten ost(mittel)europäischen Ländern in den Blick, um herauszufinden, wie es zur Verbreitung populistischer und nationalistischer Weltbilder und Ressentiments gekommen ist, die nicht nur in Russland politische Radikalisierungsprozesse ermöglichten. Dabei sind verstärkt die Eigendynamiken von Anpassung und Protest sowie die Instrumentalisierung auch scheinbar unpolitischer kultureller Praktiken und Produkte – einschließlich derer im Bereich der Gegenöffentlichkeit – durch staatliche und nichtstaatliche Akteure zu analysieren.
Ziel des Projekts ist es, im Zuge einer Neuausrichtung der Osteuropaforschung der geschichts-, kultur- und literaturwissenschaftlichen Beschäftigung mit Populärkultur(en) wesentliche Impulse zu geben. Dafür soll ein internationales Forschungsnetzwerk von ausgewiesenen Expertinnen und Experten aufgebaut werden. Ein weiteres Anliegen der Forschungsarbeiten ist es, generell ein besseres Verständnis der Dynamiken und Funktionsweisen von Populärkultur(en) unter den Bedingungen der Digitalisierung und Globalisierung zu gewinnen.